Mag sein, dass Gelegenheitshörer P.O.D. wegen ‚Alive‘ als One Hit Wonder abstempeln, doch anders als die Mehrheit der Vertreter der letzten Crossover-Bewegung im Zuge des Nu Metal in den späten 90ern (Papa Roach, Crazytown, etc.) hat die Band nicht nur beständig Alben veröffentlicht, sondern ist auch stets ihrem eigenen hohen musikalischen Anspruch gerecht geworden, ohne stilistisch in beliebigen Konsens-Rock abzudriften.
Auf "Circles" hört man sie so, wie man sie kennengelernt hat – als Idealmischung von hymnischem Rock mit Rap ohne aufgesetzte Coolness und ein paar Reggae-Grooves, die zum Glück nichts mit unsäglichen Rasta-Klischees am zu schaffen haben. Stücke wie die im besten Sinn smoothe Strandbeschallung ‚Circles‘ einerseits oder das fett rollende ‚Soundboy Killa‘ andererseits stehen exemplarisch für die Bandbreite der Kalifornier, und zu befürchten, bei solcher Flexibilität würde eine klare Linie fehlen, erübrigt sich angesichts der rund 25 Jahre Erfahrung, die Frontmann Sonny und Co. auf dem Buckel haben.
Im Grunde holen P.O.D. die Kastanien bereits mit dem eröffnenden 'Rockin' With The Best' aus dem Feuer, dessen kämpferisch düsterer Unterton gleichwohl nicht repräsentativ für die Gesamtstimmung der Platte ist. 'On The Radio' kommt später ähnlich hart daher, versprüht allerdings sonnige Lebensfreude mit authentisch jamaikanischen Riddims Dass sich die Band bei alledem immer wieder auf sich selbst bezieht, ist tatsächlich überhaupt nicht schlimm.
Charmant übrigens auch: Die aggressiven Strophen von ‚Panic Attack‘ sind ein unverhohlener Beastie Boys-Tribut, wohingegen man das freischwebende ‚Dreaming‘ als Verweis auf Linkin Park auffassen könnte. Niemand existiert eben in eine unbeeinflusst in einer Blase … aber ist das angesichts des Alters der Combo nun eigentlich schon Classic Rock?
FAZIT: P.O.D. sind sich spätestens jetzt, da schon lange kein Hahn mehr nach Nu Metal kräht, eine über alle Zweifel erhabene Band aus ebendiesem Kosmos, die sich von allen Genre-Zwängen freigespielt hat und einen eigenen, einzigartigen Stil spielt. Auf "Circles" demonstriert sie nahezu perfekt, wie man harten Rock mit traditionellem Reggae und einer dementsprechenden Attitüde versöhnt. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/f68bee5387274ffbb9ecd2ce0c9a9d80" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.11.2018
Mascot / Rough Trade
37:22
16.11.2018