PARIADELUX existieren als Trio seit 2014 und haben sich für ihr erstes Album vier Jahre Zeit gelassen. Drunter und drüber, wie der Titel suggeriert, geht es darauf zwar nicht unbedingt, doch der im weitesten Sinn "alternative" Rock der Franzosen ist trotzdem so bunt, dass sie sich vom Start weg für höhere Weihen empfehlen.
Dunkelbunt wohlgemerkt … In der Pariser Heimat der Mitglieder sind unter der Aufsicht von Produzent Francis Caste Stücke entstanden, die sich aus fetten Riffs in tiefen Registern speisen. Diese überlagern PARIADELUX häufig mit fragilen Arpeggios, die ohne Zerre gespielt werden (höre 'Is This Love'), und streuen schroffe Pop-Hooks wie von Helmet zu besten Zeiten ein, so sie sich nicht wie im Fall des spröden 'Rocket King' vor Dinosaur Jr. verbeugen, wobei deren Dilettantismus allerdings außen vor bleibt.
PARIADELUX machen keinen Hehl aus ihrer Arriviertheit, weder Multi-Instrumentalist und Sänger Florian Herpe noch Bassistin Lola, die beispielsweise im von akustischer Klampfe geklammerten Schleicher 'Diamonds' und während der ohrwurmelnden "stop and go"-Nummer 'In The Rodeo' mitsingt. Das Trio bildet eine kompakte Einheit, beweist jedoch auch Mut zu Kuriosem, etwa wenn es Aussagen des englischen Religionsphilosophen Alan Watts in 'In The Rodeo' sampelt.
Das nahezu frei schwebende Finale 'Fuhrer On My Shoulder' (kurioser Titel), bei dem Trompeter Roman Didier und Saxofonist Martin Daguerre für eine opulentere, fast prog-rockige Klangkulisse sorgen, wurde mit elektronische Drum-Loop unterfüttert und erinnert genauso wie der Opener 'On Fire' an Deftones - Stichwort laut-leise-Dualismus - oder Amplifier, was die Melodieführung betrifft. Diese Acts dürften neben den bereits genannten die Haupteinflüsse der Band sein.
FAZIT: "Topsy-Turvy" markiert einen von vorne bis hinten schlüssigen Versuch, dem Alternative Rock der 1990er für die Jetztzeit relevante Facetten abzugewinnen, ohne ihn stilistisch zu dekonstruieren. Das unterschwellig brodelnde, aber selbst im Refrain nicht kathartisch herausplatzende 'Evil Eye' gereicht PARIADELUX zu einem vorläufigen Gesellenstück und sei zum Probehören empfohlen, wenn man die oben aufgeführten Bands mag.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.09.2018
M&O
44:45
21.09.2018