Nach ihrem vollständig auf Spanisch getexteten letzten Album "Viva Bandolera" kehrt Patricia Vonne zu ihren vielfältigen Wurzeln zurück. Die im texanischen San Antonio beheimatete Sängerin stammt eigentlich aus Spanien, hat aber so ziemlich alle Spielarten zeitgenössischer Musik in sich aufgesogen, die der (nicht nur) amerikanische Süden bietet. Dementsprechend bunt ist das Treiben auf "Top Of The Mountain", hinterlässt aber einen geschlossenen Eindruck, wie es die Chanteuse bisher nicht geschafft hat.
Satte Brat-Gitarren wechseln sich mit unverstärkten Tönen wie dem beinahe reinen Flamenco 'Madre de Perla' ab, einem rührenden Tribut an die Mutter der Musikerin, der wegen der verwendeten Muttersprache auch etwas von Heroes del Silencio hat. Erinnert die Künstlerin im eröffnenden 'Citadel' noch an einen weiblichen Chris Rea (liest sich doof, doch wer das Stück hört, weiß vielleicht, was gemeint ist), klingen im weiteren Verlauf wie von Vonne gewohnt zahlreiche stilistische Geschmacksnoten an, seien es heiterer Blues-Shuffle wie in 'Lekker Ding', hier ein Schuss Latin und dort - im rockigen Titelstück - breitbeinige Durchhalteparolen.
Alles geschieht jedoch mit hörbarem Herzblut. Mit dem Tejano-Folk 'Cancion de la boda' erweist Vonne den lateinamerikanischen Sängerinnen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Ehre, der soulive Groover (und Grower) 'Lil‘ Lobo' steht der intimen Klavierballade 'God's Hands' gegenüber, die praktisch als "weißer" Gospel durchgeht, und das flotte Doppel aus 'Graceland Trip' sowie 'City Is Alive' dem Soundtrack-artigen Roadmovie 'Western Blood'.Mehrere Gastmusiker an u.a. Saxofon und Orgel fügen dem ohnehin schon facettenreichen Treiben noch mehr Soundtupfer zu, die man nicht an jeder symbolischen "crossroad" antrifft. Bestes Beispiel dafür: der düster poppige Spaghetti-Western 'Illuminaria'.
FAZIT: Multikulti hat auf Patricia Vonnes siebtem Studioalbum Hochkonjunktur. Persönliche Reife und ein aufeinander eingegroovtes Songwriting-Team (u.a. Joe “King” Carrasco, Alejandro Escovedo und Willie Nile) führten zu einer musikalischen Reise durch die US-Südstaaten, auf der die Künstlerin alle Fettnäpfe auslässt, unaufgesetzt große Emotionen vertont und in ihrer gesamten stilistischen Breite einfach nur gut ins Ohr geht. Freude, Melancholie, etwas Albernheit … wie das Leben an sich halt. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/5030e38408574926a4627f1d1f697603" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.03.2018
MiG
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23.03.2018