Riffs in tiefen Registern, 1990er-Retro-Synthesizer und viel Geschrei bei wenig kompositorischer Substanz - so lässt sich die Musik von PAVILLON ROUGE prägnant zusammenfassen. Das dritte Album der Franzosen bietet wenig mehr als Gimmick-Musik, deren Lack schnell abblättert, nachdem man angesichts des Etiketts "Black Metal Dancefloor" gestutzt hat. Das Projekt wurde vor zehn Jahren von Gitarrist Mervyn, der auch für die Programmierung der elektronischen Tonerzeuger verantwortlich zeichnet, und Schlagzeuger YVH ins Leben gerufen
Das Quintett erfüllt nämlich kaum eine der Erwartungen, die es mit einer solchen "Schubladisierung" schürt. Die einfältigen Akkordfolgen von beispielsweise 'Notre foi brûle encore', die man genau so schon von viel zu vielen anderen Acts jeglicher Couleur gehört hat, sind bezeichnend für die Ideenlosigkeit der Gruppe und den Modus, auf den sie sich in den Stücken von "Dynasteïa Klub" versteift hat.
Das finstere 'Dans l'ailleurs absolu', das wie ein Flipper klingelt, und das versöhnliche 'Ad Augusta' zum Schluss sind tatsächlich die relativen Glanzlichter des Albums; das letztgenannte Lied erinnert mit seiner ätherischen Melodie und den rauen Vocals an die leider zu früh aufgelösten Australier Alchemist zu "Organasm"- oder "Tripsis"-Zeiten, was PAVILLON ROUGE zumindest ein Stück weit sympathisch macht, auch wenn zu bezweifeln steht, dass sie von jener Band beeinflusst wurden.
Die fast schwarzmetallischen Gitarren im treibenden 'In Aenigmate' werden der eigenen Einschätzung der Mitglieder als einziges Stilelement gerecht. Das versonnene 'Le rayonnement du Temple nouveau', das peitschende Titelstück und gleich der sperrig vor sich hin rauschende Einstieg 'L'harmonie et la force' sprechen unterdessen eine deutlich andere Sprache …
FAZIT: … nämlich jene von auf den kleinsten gemeinsamen Nenner (Zerrgitarren) heruntergebrochenem Metal im Verbund mit Hardcore Techno, dem grässlichsten Musikauswuchs der 1990er und "frei schwebendem" Wave aus den frühen 80ern. Zwischen diesen Polen langweilen PAVILLON ROUGE meistens; "Dynasteïa Klub" lässt trotz reizvoller Kombination nur selten aufhorchen und ist als drittes Studio-Erzeugnis einer Band im Grunde ein Armutszeugnis, gerade bei dem vorhandenen Potenzial
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.06.2018
Dooweet
45:50
18.05.2018