Acht Jahre nach ihrem Aufsehen erregenden Comeback mit "The Adventure's Of Echo And Boo And Assorted Small Tails" winken PAVLOV'S DOG auf dem Cover ihres sechsten Albums mit dem Zaunpfahl: Der visuelle Querverweis aufs Debüt "Pampered Menial" (1975) ist so offensichtlich, dass man eigentlich kein Wort dazu vergeuden dürfte, aber wir haben ja Platz hier, und den verdient die Progressive-Rock-Legende auch für "Prodigal Dreamer".
David Surkamp orientiert sich im Sinne der gemachten Anspielung heute deutlicher an seinem frühen Schaffen als auf dem Vorgänger."Prodigal Dreamer" bietet nämlich jene schier unnachahmliche Mischung aus Pop-Strukturen, jener sofort wiedererkennbaren Helium-Stimme (die über die Jahre hin zumindest ein wenig dunkler geworden ist) und im Kontrast dazu vielschichtigen Arrangements. Das gemischtgeschlechtliche Ensemble, zu dem mehrere Mitglieder von Surkamps Familie gehören, pendelt geschickt zwischen eher rockigem und ländlich folkloristischem Material, womit PAVLOV'S DOG ihren Einstand und dessen Nachfolger "At The Sound Of The Bell" (1976) besonders deutlich anklingen lassen.
Der Frontmann strahlt herrschaftliche Eleganz aus, so ähnlich wie der ältere Chris De Burgh, wenn er wehmütigen Liedermacher-Country 'Winterblue' oder gleich zu Beginn das ähnlich narrative 'Hard Times' vorträgt. Abbie Steilings Geige fungiert häufig als tragendes Element ('Suzanne', 'Being In Love'), doch während des leicht Reggae-artigen (!) 'Thrill Of It All' und in 'Shaking Me Down' steht die Orgel im Zentrum.
Mit 'Hurting Kind' und dem abschließenden 'The Winds Wild Early' kommen PAVLOV'S DOG dem klassischen Progressive Rock am nächsten. Die zwei Mini-Epen wirken auf ihre eingängige Art jedoch genauso unaufdringlich ambitioniert wie der Rest und sind gerade unterm Kopfhörer aufgesogen ein Garant für Weltflucht der erholsamen, also konstruktiven Sorte. An Surmanist bekanntlich falls kein Dichter, so doch auf jeden Fall ein Erzähler fesselnder Geschichten verlorengegangen, und dementsprechend gebannt hängt man an seinen Lippen, über die ihm gern noch viele, viele weitere musikalische Storys kommen dürfen
FAZIT: Dass "Prodigal Dreamer" über lange Zeit hinweg gereift ist, hört man dem Album an - genauso wie die Tatsache, dass an den Aufnahmen keine Korrekturen oder Ergänzungen im Nachhinein vorgenommen wurden. Die Soft-Prog-Helden PAVLOV'S DOG legen also ein in seiner Unmittelbarkeit momentan nahezu beispielloses Alterswerk vor, von dem Jungspunde noch eine Menge über kunstvolles Songwriting lernen können. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/ca53433d472c48c99fc1729cd55196be" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.12.2018
Rockville / GerMusica
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07.12.2018