Es ist zu schade, dass diese EP von PEOPLES TEMPER, die mit ihrem Blues zugleich einen Bombenschutz zu bieten haben, nur eine gute Viertelstunde lang ist. Denn was hier musikalisch geboten wird, fasste bereits das angesehene Rock-Hard-Magazin mit den lobenden Worten zusammen, dass dieses Rock-Trio aus Frankfurt am Main „den wunderbaren KING‘S X“ ähneln, genauso wie „den Stoner-Kapellen KYUSS und QUEENS OF THE STONE AGE“, von denen sie aber „kein müder Abklatsch“ geworden sind.
Das weckt natürlich Erwartungen, die PEOPLES TEMPER auf ihrer EP „Bomb Shelter Blues – I.“ auch durchgängig zu erfüllen wissen.
Aber auch unser Kollege Schiffmann stellte <a href="http://musikreviews.de/reviews/2013/Peoples-Temper/Statement-Of-Liberty/" rel="nofollow">in seiner Besprechung zu ihrem 2013er-Album „Statement Of Liberty“</a> begeistert fest, dass „die verflixt originelle Musik des Trios manchmal wie GALACTIC COWBOYS auf dem Post-Hardcore-Trip“ klingt und zugleich „gigantische Hooks“ aufweist.
Wahrscheinlich liegt es daran, dass es die drei rockigen Frankfurter, die garantiert keine musikalischen Würstchen sind, noch immer ohne Querelen zusammengeblieben und nach ihrem eigenen Motto musizieren, das da lautet: „Mit laut und tief machst du nichts schief!“
Und sie machen nichts schief, denn wohl nicht nur als Typen, sondern auch Musiker sind sie absolut geradlinig, rocken retrolustig und retrolistig drauflos und verspüren noch nicht einmal Scheu davor, in ihrem EP-Opener der Vinyl-B-Seite <a href="https://www.youtube.com/watch?v=MveMej26GIg" rel="nofollow">„Time To Lose“</a> eins der „abgedroschensten“ Gitarren-Riffs aus dem Hause DEEP PURPLE beizusteuern, das es ohne eine dramatische Brand-Katastrophe so wohl nie gegeben hätte. Und nebenbei lächeln einen dann im Refrain auch noch die „Children Of The Revolution“ an.
Auch scheint sich die Band nicht in kleinlichen Machtkämpfen, wer denn wohl der Frontmann sein darf, zu ergehen – schließlich singen alle drei mit Stimmen, die zwar nicht charismatisch, aber beachtenswert und beeindruckend sind. Außerdem entstehen die Ideen für ihre Songs meist beim gemeinsamen Jammen, indem sie die Musik ihrer Idole einfließen lassen, die recht breitgefächert sind, so wie auch die Altersunterschiede der drei Rock-Röhren, von denen der älteste fast 50 und der jüngste 35 Jahre alt ist. So darf wohl auch vermutet werden, dass die Grundidee des EP-Opener <a href="https://www.youtube.com/watch?v=OCgol_1NO04" rel="nofollow">„Sun Goes Down“</a> vom ältesten Bandmitglied, das ehemals Roadie bei <a href="http://musikreviews.de/news/TANKARD-setzen-am-26-Januar-ihre-farbige-Vinyl-Aktion-fort/4074/" rel="nofollow">TANKARD</a> war, Jan Jakob, beigesteuert wurde, da es einen ähnlich langen Bart wie die Herren von ZZ TOP und noch dazu ein herrliches, ausgiebiges Gitarren-Solo-Duell innehat. Und da die Gitarren auch noch sehr tief gestimmt sind, fällt das Fehlen eines Basses bei PEOPLES TEMPER erst gar nicht auf.
Die Freunde und Fans der Band sollten sich unbedingt für den Kauf der Vinyl-EP entscheiden, da diese ganz speziell für Vinyl abgemischt wurde und einen sehr guten Klang hat sowie außerdem das Retro-Feeling noch etwas mehr verwirklicht, als es die Musik des Albums ohnehin schon macht.
FAZIT: Retro-Rock in Reinkultur aus Frankfurt am Main. PEOPLES TEMPER beeindrucken auf ihrer EP „Bomb Shelter Blues – I.“ mit vier bombastischen Rock-Nummern, die leider schon nach einer Viertelstunde vorbei sind. Und während auf der Vinyl-EP ein Mundharmonika spielender Bär samt dem Untertitel „There Are A Lot Of Freaks Out Here – Until The Sun Goes Down“ zu sehen und lesen ist, hört man auf „Bomb Shelter Blues – I.“ an welche Musik-Freaks sich PEOPLES TEMPER unzweifelhaft wenden, selbst wenn die mitunter einen verdammt langen Bart haben.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.02.2018
Jan Jakob, Florian Matthias, Johannes Melchior
Jan Jakob, Florian Matthias
Johannes Melchior
Bacillus/Bellaphon
16:53
02.02.2018