In Frankreich scheinen viele aufstrebende Jungmusiker bereitwillig das Niemandsland Alternative Rock bevölkern zu wollen, wobei nur wenige so eigenständige Akzente setzen wie in jüngerer Zeit Ulster Page. Diese drei Pariser hier haben sich ebenfalls unüberhörbar von den Soundgardens und Stone Temple Pilots dieser Welt beflügeln lassen, stricken sich dennoch ein recht individuelles Klangkleid zusammen und scheitern am Ende am Herausarbeiten von Konturen … womit sie beileibe nicht die Einzigen in ihrem Metier sind.
Seit 2011 musiziert Gitarrist und Lead-Stimme Thomas d'Arbigny mit seinem Bassisten zusammen, im darauffolgenden Jahr war das Trio mit Schlagzeuger Gaetan Allard komplett, und in der bis heute verstrichenen Zeit wurden eifrig Konzerte gegeben. Bei "Seeds" handelt es sich nach zwei EPs um das erste komplette Album der Gruppe, die mit ihrem Namen wohl ungewollt unterstreicht, dass sie es auf Konsens-Rezeption anlegt.
PERFECT LINE wollen es allen rechtmachen und übersehen dabei, dass ihre Vorstellung von Mainstream überkommen ist. So allgemeingültig die Arrangements und Wendungen der Band auch anmuten, so verbraucht klingen sie in ihrer Umsetzung. Das hört man bereits während des krampfartig auf einen Hit anlegten Openers 'Everything', doch auch später stößt einem dieses "déjà entendu" im wahrsten Sinn des Wortes immer wieder sauer auf.
Einzelne Exponate dieses sauber im benachbarten Belgien produzierten Song-Duzends, tendieren zu klassischem Rock, dessen Ursprünge älter sind als die sauertöpfigen Kinder der Generation X zu Beginn der 1990er, aber wenn es "Seed" an einer Eingeschaft mangelt, ist es jene Dringlichkeit, die am Anfang aller Rockmusik steht. So führen PERFECT LINE den Grundgedanken hinter dem, was sie tun, auch bis zu einem gewissen Grad ad absurdum.
Kurz gesagt: "Seeds" fällt deshalb durch, weil sich seine Schöpfer einer vage umrissenenen Masse anbiedern und im Grunde nichts Wesentliches zu sagen haben. Dementsprechend felt ihren Songs eine prägnante Aussage. PERFECT LINE verleihen der abgetakelten Mainstream-Grunge-Fregatte keinerlei neue Impulse Gleichwohl, die Musiker haben über die Jahre hin viele Konzerte gegeben, und die dabei gewonnene Souveränität hört man der Platte zweifelsohne an.
FAZIT: Zeitlos oder beliebig? Die Antwort auf diese Frage ist vermutlich von der Einstellung und Erwartungshaltung des jeweiligen Hörers abhängig, dem man sie stellt. Unabhängig davon ist und bleibt "Seeds" ein Album von der Stange, vielleicht gerade weil sich die Band im schwammigen Spektrum "Alternative" bewegt.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.03.2018
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02.03.2018