Multi-Instrumentalist, Produzent und Sänger Philippe Gaillot (Epicurean Colony) ließ sich viel Zeit, um das für "Be Cool" gesichtete Ideenmaterial in für eine Veröffentlichung reife Form zu gießen, was aber vermutlich auch logistische Gründe hatte, denn immerhin galt es, einige große Namen unter einen Hut zu bringen, die sich als Gäste im Studio die Klinke in die Hand gaben.
Um sich geschart hat der Franzose allen voran Fusion-Gitarrenmeister Mike Stern, der "Be Cool" mit seinem markanten Stil einen nicht zu überhörenden Stempel aufprägt, außerdem Dominique Di Piazza - den Über-Bassisten von John McLaughlin -, Altmeister Jacky Terrasson am Klavier (sein 'Little Red Ribbon' ist die einige Fremdkomposition auf dem Album) sowie Mitglieder der Formation des verstorbenen Organisten Joe Zawinul (Weather Report) und von Irakere.
Beim monumentalen Highlight 'Et Puis un Jour … Elles s'en Vont' handelt es sich um eine Live-Aufnahme vom Nîmes Metropole Jazz Festival, wo die Stammband des Namengebers - Tieftöner Philippe Panel, Rémi Ploton an den Tasten, Drummer Julien Grégoire sowie Holzbläser Gérard Couderc - mit dem Kinderchor Chorale Rouge Malice auf der Bühne stand.
Vor diesem Hintergrund dürfte klar sein, dass auch der Rest des Materials einer Reihung von Superlativen gleichkommt, doch Gaillot wäre kein angesehener Leader, wenn er keine klare musikalische Linie verfolgen würde, und jawohl, "Be Cool" kitzelt definitiv auch Gefühle hervor, statt nur "sportlich" zu beeindrucken.
Gerade dort, wo sich das Ensemble von konservativen Fusion-Sounds abwendet und Weltmusik Einzug erhalten lässt (die wiederholt eingestreuten Vocal-Parts, insbesondere der Kehlkopfgesang in 'Tibetan Snow'), schöpft es sein Potenzial zur Innovation aus und berührt mit epischen Klanggemälden emotional; beispielhaft dafür stehen die beiden überlangen Tracks 'Back From Barca' (ausgesprochen minimalistisch) und 'Little Red Ribbon' (teils fieberhaft atonal, teils entrückt psychedelisch).
FAZIT: "Be Cool" erinnert weniger an "Bitches Brew" und "In A Silent Way" als an den Miles Davis der späten 1970er und insbesondere 80er; man muss sich also auf Licks verstehen, die elegant wie mit Samthandschuhen gespielt anmuten, und piekfeinen Fahrstuhl-Jazzrock im Geist von Steely Dan oder Brand X mögen.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.11.2018
Ilona / Broken Silence
52:28
23.11.2018