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Piah Mater: The Wandering Daughter

Stil: Progressive (Death) Metal

Cover: Piah Mater: The Wandering Daughter

Dadurch, dass PIAH MATER Death und Black Metal auf unverbindliche Weise miteinander verbinden, droht ihnen das Image einer weiteren gesichtslosen Extrem-Band, doch die Brasilianer hegen (Glück für sie) „progressive“ Ambitionen, die wahrscheinlich auch der Grund dafür sind, das dieses Album vier Jahre lang in der Mache war. Indem das Trio seine Wurzeln durch den Kunstrock-Filter streicht, extrahiert es ungeahnte Geschmacksnoten, die sich oberflächlich in klarem Gesang und vertrackten Songstrukturen äußern.

Die Summe ist allerdings mehr als die Gesamtheit der Bestandteile, weshalb „The Wandering Daughter“ äußerst eigenständig klingt, obwohl seine Urheber nicht die einzigen sind, die sich auf solche artfremden Stilmittel verstehen. Zunächst einmal ist Vordenker und Multi-Instrumentalist Luiz Felipe Netto ein ausgezeichneter Sänger, der diesen Namen auch verdient, und darüber hinaus spiegelt sein Songwriting eher die Weitschweifigkeit britischer 70er-Acts wider als das eruptiv Spontane des extremen Spektrums. Folglich erinnert der zentrale Longtrack ‚Solace In Oblivion‘ (eines von drei über zehn Minuten dauernden Stücke) an eine Mischung aus mittleren Opeth und Enslaved – ein Eindruck, den die kehligen Growls zusätzlich verstärken.

Die durchweg ambitionierten Kompositionen durchlaufen jeweils mehrere Metamorphosen und gehen am Ende doch logisch auf, obgleich man sie viele Male hören muss, um sie zu begreifen. Das Album ragt aber nicht nur deshalb aus dem grauen Szenealltag heraus, sondern ist bei aller schulmeisterlichen Kunstfertigkeit auch emotional greifbar; zum Beweis dafür verordnet der Schreiber die 15 Minuten von ‚The Meek‘s Inheritance‘, dem vorläufigen Gesellenstück der Combo.

FAZIT: PIAH MATER bieten mit ihrem hörbar in langer Vorarbeit gereiftem neuem Album feinsten Stoff für Freunde der Pionierjahre des progressiven Death bis Black Metal. "The Wandering Daughter" beschwört den Geist von Platten wie "Eld" oder "Orchid" herauf, ist also beileibe nicht perfekt, aber strotzt vor wagemutigen, besonders unterm Kopfhörer spannend nachzuvollziehenden Einfällen, die monatelang bei der Stange halten. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/3198c93f299642888f81688339969992" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.10.2018

Tracklist

  1. Hyster
  2. Solace in Oblivion
  3. Sprung from Weakness
  4. The Sky is Our Shelter
  5. Earthbound Ruins
  6. The Meek's Inheritance

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Code666 / SPV

  • Spieldauer

    58:24

  • Erscheinungsdatum

    05.10.2018

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