Stellen wir uns einfach mal vor, in Deutschland käme PANZERBALLETT auf die Idee, sich mit den Norwegern ELEPHANT9 zusammenzutun, und ein verrücktes Album zwischen Zeuhl, RIO, Avantgarde, Prog und Jazz Rock aufzunehmen. Obwohl beide Bands genau in diesen Bereichen schon die höchsten Weihen musikalischen Könnens genießen, hauen sie nun zusammen eine Scheibe der Superlative raus, die powert sowie verrückt ist ohne Ende und an Komplexität nicht mehr zu überbieten ist und immer wieder so klingt, als wären KING CRIMSON mit MAGMA gemeinsam auf dem totalen Avantgarde- & Math-Trip.
Unvorstellbar?
Vergesst es!
Genau das dürfen wir nämlich bei PINIOL erleben, dem Zusammenschluss der beiden französischen Zeuhl-Bands POIL und NI, die mit „Bran Coucou“ ihre Kooperationsplatte veröffentlichen, bei der sie sich gegenseitig wild anstacheln und der Eine den Anderen übertreffen will, um am Ende alle Grenzen musikalischer Verrücktheit und Experimentalität auszuloten und dabei immer wieder in verschiedenen Passagen ihre offensichtlich gemeinsamen, ursprünglichen Vorbilder KING CRIMSON und VAN DER GRAAF GENERATOR durchklingen lassen.
„Bran Coucou“ ist so ein Album geworden, das man sich in solcher Intensität und zugleich mit so viel Einfallsreichtum und jeder Menge Jam-Verspieltheit kaum vorstellen kann, bis man es von vorn bis hinten durchgehört hat und sich danach ordentlich schütteln muss, wie ein Hund, der in einen überraschenden Regenguss geraten ist. Nur dass in dem Fall die Trommelfelle unserer Ohren betroffen sind, denen POIL und NI alias PINIOL keine wirklich entspannte Minute gönnen, selbst wenn ein paar ruhigere Minuten sich auch auf „Bran Coucou“ einschleichen. Trotzdem ist der Flug mit dem bunten Vogel auf dem Cover ein extrem stürmischer, der uns nur wenige laue Brisen gönnt.
FAZIT: Wer nach einer Entsprechung für MAGMA anno 2018 sucht, der braucht nur einen Blick Richtung Frankreich zu werfen und hat sie mit diesem Zusammenschluss von POIL und NI zu PINIOL gefunden. „Bran Coucou“ ist der klangvolle Beweis dafür!
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.04.2018
Boris Cassone, Benoit Lecomte
Antoine Arnera, Boris Cassone, Guilhem Meier, Anthony Béard, Francois Mignot, Benoit Lecomte
Anthony Béard, Francois Mignot
Antoine Arnera
Guilhem Meier, Jean Joly
Dur et Doux
67:46
27.04.2018