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Planxty: One Night In Bremen

Stil: Irish Folk

Cover: Planxty: One Night In Bremen

In den ausgehenden Siebzigern und frühen Achtzigern gehörte mindestens ein PLANXTY-Album zu jedem gut ausgestatten alternativen Studentenhaushalt. Hierzulande gerne neben Werken von COCHISE, den SCHMETTERLINGEn, OUGENWEIDE und ZUPFGEIGENHANSEL. Enthusiasmus, sozialpolitisches Engagement und Besinnung auf rurale Rückzugsorte waren angesagt. Wenn man dazu Party machen und knutschen konnte, umso besser.

PLANXTY, 1979 als Quintett unterwegs und mit dem ursprünglichen Sänger Christy Moore am Start, eignen sich zu beidem. Und zu Kneipennächten. Wenn man auf traditionellen, irischen Folk steht, der ein bisschen mit Roll aber kaum mit Rock liebäugelt. „One Night in Bremen“ überzeugt mit bestechendem Sound und immenser Spielfreude. Die Uni-Mensa also Veranstaltungsort ist so klischeehaft passend, dass es beinahe wehtut.

Unplugged werden neben Gitarre und Flöte, auch Mandoline, Drehleier, irischer Dudelsack, Tin Whistle sowie Bouzouki gespielt. VIEL dudelige Uilleann Pipes, Mandoline und Bouzouki. Das muss man mögen, um den Auftritt genießen und/oder abfeiern zu können. Als einziges Tasteninstrument ist ein Harmonium dabei, das gelegentlich von Christy Moore bedient wird.

Das Programm besteht aus der Interpretation von elf Traditionals und der Barney Rush-Komposition „Nancy Spain“. Spain war eine bekannte Journalistin, Autorin und TV-Moderatorin. Sie machte aus ihrer Homosexualität nie einen Hehl und lebte offen mit Joan Werner Laurie, der „She“-Herausgeberin zusammen. Beide kamen 1964 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Das anrührende Lied macht deutlich, dass PLANXTY zwar musikalische Traditionen pflegen, aber keine rückwärtsgewandten Gesinnungen befeuern.

PLANXTY spielen mal melancholische, verträumte Songs, mal bewegte und jubilierende, die nach Tanzboden, Ale und/oder Whiskey verlangen sowie solche, bei denen alles zusammen geht.

FAZIT: PLANXTYs „Live in Bremen“ ist Zeitzeugnis, Traditionspflege und Soundtrack für den nächsten Irland-Abend in einem. Klanglich und interpretatorisch ist das vom Feinsten, wer allerdings seinen Folk gerne um eine deftige Prise Rock ergänzt sieht, sollte lieber probehören.

Erschienen auf www.musikreviews.de am 31.03.2018

Tracklist

  1. The Pursuit Of Farmer Michael Hayes
  2. Slip Jigs, The First Slip/Hardiman The Fiddler x 2/The Yellow Wattle
  3. The Bonny Light Horsemen
  4. Double Jigs/East At Glendart/Bryan O’Lynn/Pay The Reckoning
  5. You Rambling Boys Of Pleasure
  6. The Good Ship Kangaroo
  7. Reels, The Humours Of Carrigaholt/The Chattering Magpie/Lord MacDonald’s
  8. The Rambling Siuler
  9. Raggle Taggle Gypsy/Tabhair Dom Do Lamh
  10. Nancy Spain
  11. Reels, The Blackberry Blossom/Lucky In Love/The Dairy Maid

Besetzung

  • Gesang

    Christy Moore, Andy Irvine, Donal Lunny

  • Gitarre

    Christy Moore, Donal Lunny

  • Sonstiges

    Christy Moore (harmonium), Andy Irvine (mandolin, drehleier), Liam O’Flynn (uillean pipes, tin whistle), Donal Lunny (bouzouki), Matt Molloy (flutes)

Sonstiges

  • Label

    MIG-Music/Indigo

  • Spieldauer

    60:49

  • Erscheinungsdatum

    23.03.2018

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