Als Band mit bereits drei Alben im Rücken haben RADIO HAZE ihrer vielzähligen Konkurrenz auf dem Roots Rock-Markt einiges an Erfahrung voraus, und „Mountains“ zehrt davon. Statt irgendwelche Superlative anzustreben und oberflächlich mit abgegriffenen Hooks um sich zu schmeißen, die zwar schnell ins Ohr gehen, sich aber ebenso rasch abnutzen, konzentrieren sich die drei Herren und ihrer Helfer (u.a. an der nicht unwichtigen Orgel – höre ‚Consumed By Fire‘) mit aufgeräumtem Sound auf zeitloses Songwriting, das garantiert auch noch im nächsten und übernächsten Jahr funktioniert.
Gitarrist und Sänger Phil Janoske, der zwei ausgefuchste und obendrein stimmlich ebenfalls starke Studiomusiker an seiner Seite hat (die lässigen Chöre im Hintergrund während ‚The Weight Of Love‘ kommen sicherlich nicht von ungefähr), zieht die Fäden mit aussagekräftigen Texten, die um eingängige Refrains herum aufgebaut wurden, doch in puncto Arrangements lässt sich das Trio weit mehr einfallen als Schema F. Die fantasievollen Kompositionen auf der vierten Platte der Süddeutschen finden ihren Zenit im Longtrack ‚Into The Ether‘, der den Mitgliedern als Experimentierfeld für psychedelische respektive improvisatorische Momente dient
Anderswo klingen balladenhafte Töne (Titelstück) oder Blues (‚Silhouette‘) an, und der deutlichste Beleg für die Klasse der Band ist vermutlich das völlige Fehlen irgendwelcher Stoner Rock-Manierismen. Tiefsinn braucht keine mit tiefer gestimmten Saiten geschrubbten Powerchords.
FAZIT: RADIO HAZE mögen nicht viel anders machen als die Masse der Retro-Rock-Acts in jüngerer Zeit, doch rundum solide Kompositionen haben unabhängig von Genre-Zugehörigkeiten Bestand und sind auf "Mountains" gehäuft vertreten. Ein guter Song ist ein guter Song, und wer solche im hinlänglich bekannten Klangbett hören möchte, kann dies hier tun, ohne zu skippen - was in Anbetracht einiger cooler Lyrics, die dem Ganzen einen Bonuspunkt sichern, schade wäre. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/0f21090bab944d86a24c3a8e2dbe0493" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.05.2018
SAOL / H‘Art
45:24
11.05.2018