„This is finnish but not the end.“ Wer diese Textzeile zuordnen kann, hat meine Hochachtung, denn wahrscheinlich denkt mit Blick auf die Finnen von RAIN DIARY außer mir wohl kaum jemand an die herrliche Persiflage eines finnischen Gangster-Rap Trios, die Hape Kerkeling unter dem<a href="https://www.youtube.com/watch?v=BWYHfjMIY8w" rel="nofollow"> Fakeprojekt mit Namen R.I.P. ULI</a> 1999 veröffentlicht hat, um sich dann rülpsend auf die VIVA Couch zu setzen und Moderatorin Milka gehörig auf die Schippe zu nehmen.
Dass „Black Weddings“ rein gar nichts mit Hapes „Helsinki Is Hell“ zu tun hat – geschenkt, aber manchmal assoziiert man unwillkürlich Dinge miteinander, auch wenn sie nur, so wie hier, das Herkunftsland und düster dreinblickende Gestalten in mit Graffiti verzierten Unterführungen wie im Video zu <a href="https://www.youtube.com/watch?v=OMyPXWqaxBw" rel="nofollow">„Berlin“</a> gemeinsam haben.
Die Musik der seit 2007 aktiven Combo, die sie selbst als „Winter Wave“ bezeichnen, klingt um ein Vielfaches fröhlicher als das Setting ihres Videos vermuten ließe und besagtes „Berlin“ entwickelt sich nach dezenter Strophe zu einem echten Hitaspiranten, der durchaus an der Spitze diverser Alternative – Charts thronen könnte.
„We Are Here We Are Now“ ist ein verhalten balladesker Titel mit nicht minder hohem Wiedererkennungswert, bei dem DEPECHE MODE Pate gestanden haben könnten, gefolgt von „Black Wedding“, einer atmosphärisch dunkel angelegten Ballade, die vollkommen auf schwebende Klangkaskaden des Keyboards gestützt ist und eine mystische Stimmung kreiert, wobei der Text ein Übriges tut.
„Swans“ überrascht mit auf Deutsch gesprochenen Textschnipseln, die an NIGHTWISHs „Dead Boy`s Poem“ erinnern, ohne ansatzweise an Eigenständigkeit einzubüßen und der gesprochene Vers: „Sei still, sei still, hör zu!“ trifft ins Mark.
„Everything Is Painted Falling“ ist einfach nur grandios zu nennen und die Textzeile: „I killed my heart this morning with a song you used to play“ ist mehr als nur tiefgehende Poesie während vor dem geistigen Auge SALVADOR DALÌs <a href="https://www.moma.org/collection/works/79018" rel="nofollow">„Die Beständigkeit der Erinnerung “</a> vorüber huscht.
Ein weiteres Highlight des Albums ist „Kill The Disco“, eine Dancefloor – Nummer mit hypnotischer Wirkung, die selbst notorische Tanzmuffel zum abhotten bringen sollte.
FAZIT: RAIN DIARY liefern mit ihrem neuesten Werk „Black Weddings“ ein Album zum träumen, tanzen und zuhören. Tanzbare Nummern wechseln mit melancholisch, mystischen Titeln, die handwerklich toll gemacht sind. Die Wechselwirkung zwischen Unbeschwertheit und Melancholie wird in allen Songs thematisiert und sorgt für 52 Minuten beste Unterhaltung. In diesem Sinne: This is fin(n)ish but not the end.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.05.2018
Joni Bitter
Tommi Suomala, Tytti Toppari
Teemu Rantanen, Joni Bitter
Tytti Toppari
Lauri Kujasalo
Optical Records
52:27
30.03.2018