Geschlagene 18 Jahre ließ dieser Nachfolger zum REEF-Debüt "Getaway" auf sich warten, und wenn man dem Quartett in Bezug darauf eines zu Lasten legen kann, dann seine endgültige Abkehr vom kantigen Alternative Rock, mit dem es vor der Jahrtausendwende wie nur wenige Acts Erfolge auf breiterer Ebene feierte. "Revelation" ist darum keine Offenbarung, wie der Titel kolportiert, und auch keine vielleicht erhoffte Ersatzdroge für Soundgarden, sondern nur ein gutes Stück Yankee Rock, das leider nicht ohne Klischees auskommt.
Nein, es strotzt sogar davor. Der Gospel Pop der Single 'My Sweet Love' mit Country-Ikone Sheryl Crow dient als Aufhänger des Ganzen und lässt tief blicken … Sänger Gary Stringer ergeht sich hier wie auch anderswo in abgedroschenen Phrasen, die in Hinblick darauf, dass wir es hier mit einer europäischen Band zu tun haben, schlichtweg nicht passen. Es ist, als wollten die Herren auf Gedeih und Verderb Amerikaner sein, doch das ist nicht das eigentlich Bedauernswerte an "Revelation".
Es hapert an den Kompositionen an sich, einer Fülle schablonenhafter Floskeln. Angesichts der gestelzten Härte von 'Precious Metal' und 'Ball And Chain' kratzt man sich am Kopf, nachdem man die teils stoischen Grooves vom Schlage AC/DCs zähneknirschend zur Kenntnis genommen hat, und während der düstere Stomp von 'Just Feel Love' eine ganz andere, passendere Form von Heaviness vermittelt - profunde Schwere im wahrsten Sinn des Wortes - sind es eigentlich souligen Jubelarien wie 'How I Got Over' und 'Darling Be Home Soon', die REEF mittlerweile am besten stehen.
Den halb akustischen Balladen 'First Mistake' und 'Don't Go Changing Your Mind' fehlt hingegen die eine zwingende Idee, und erst zum Schluss gelingt der Band mit dem epischen Doppel aus 'Lone Rider' sowie 'Like A Ship (Without A Sail)' - dieser Chorgesang! - ziemlich große Americana-Kunst.
FAZIT: Ob es an der Pause oder dem umbesetzten Gitarrenposten liegt - REEF 2018 sind im Vergleich zu den 1990ern ein Schatten ihrer selbst, falls man sie bis zuletzt als subversive Band verstanden hat, die den Mainstream mit Rock unterwanderte, der eben nicht von der Stange kam. Unabhängig davon handelt es sich bei "Revelation" um ein solides, aber relativ gesichtsloses Americana-Poprock-Album, das seinen (Chart-)Zweck erfüllen dürfte. Zu wenig für Musiker dieses Formats. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/a112c63f3ef24474820e548a2deff6ce" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.06.2018
earMusic / Edel
42:25
01.06.2018