Lange ist es her, seit „Jessie‘s Girl“ oder danach „Celebrate Youth“ in den Radiostationen rauf und runter lief und mit der Jugend ist es bei RICK SPRINGFIELD, der nächstes Jahr siebzig Jahre wird, nun auch definitiv vorbei. Doch zumindest hier in Franken, bei Radio GONG hat es Rick mit seinem neuen Album wieder in die Playlist geschafft. Und das, obwohl „The Snake King“ in keiner Weise mit seinen alten Hits zu vergleichen ist, denn RICK SPRINGFIELD hat sich dem Blues Rock zugewandt und macht dies richtig gut. So gut sogar, dass ihn die FAZ online zum Album der Woche gewählt hat.
Locker-flockig strömen die ersten Töne von „In The Land Of The Blind“ aus den Boxen und machen mit ihrer Mixtur aus Blues-Rock und seichteren Popklängen tatsächlich Spaß. Alles in allem aber trotzdem ein Song, der nicht sonderlich heraussticht, und erstmal nicht so groß aufhorchen lässt. Anders sieht es beim folgenden „The Devil That You Know“ aus, hier spürt man den dreckigen Missisippi-Swamp-Blues in jeder Note und wer Bluesrock abseits von JOE BONAMASSA hört, dürfte seine wahre Freude daran haben. Dazu kommen zynisch angehauchte Texte, bei denen Mr. Springfield gerade mit der Religion nicht gerade zimperlich umgeht („Jesus Was An Atheist“ oder „God Don‘t Care") und die Überraschung steht mir zumindest im Gesicht geschrieben. Mit etwas Country-/Folk-Touch unterlegt, überzeugt mich „Judas Tree“ dann abermals und weckt selige Erinnerungen an den viel zu früh von uns gegangenen JEFF HEALEY. Ebenfalls unbedingt zu erwähnen sind der gelungene Titelsong „The Snake King“ und der 50er Jahre Rock N Roller „Santa Is An Anagramm“, der fast von LITTLE RICHARD sein könnte. Da spürt man die Spielfreude und den Spaß der beteiligten Musiker.
Leider hat sich auch einiges an Durchschnittskost (z.B. „Suicide Manifesto“) eingeschlichen, was insgesamt eine noch höhere Wertung verhindert. Denn sollte RICK SPRINGFIELD noch mehr solche Kracher wie das abschließende „Orpheus In The Underworld“ aufnehmen, dann müsste es mit dem Teufel zugehen, wenn ihn der Erfolg nicht noch einmal einholt. Diese über 10-minütige Ballade stellt RICK auf eine Stufe mit Größen wie BOB DYLAN oder auch dem späten BRUCE SPRINGSTEEN. Gut, dass RICK eine kleine Schauspielkarriere zu verzeichnen hatte, schließlich besitzt „Orpheus In The Underworld“ den wahrscheinlich längsten Text der jüngeren Rockgeschichte und in bester Singer-/Songwritermanier wird eine wunderbare Geschichte erzählt und zumindest mir geht es so, dass die 10 Minuten viel zu schnell vorüber sind.
FAZIT: RICK SPRINGFIELD überrascht auf „The Snake King“ mit einem vergnügt-lockeren Blues-Album, dem der oftmals bemühte „Rentner-Touch“ glücklicherweise völlig fehlt. Während der Vorgänger „Rocket Science“ aus dem Jahr 2016 noch gewohnten Pop-Rock zu bieten hatte und nur mit einem Hauch Country veredelt wurde, weicht RICK 2018 völlig von seinem bisherigen Stil ab und macht damit eine bessere Figur als viele seiner 80er-Jahre-Kollegen, die praktisch in diesem Jahrzehnt gefangen scheinen.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.02.2018
Lance Morrison, Siggy Sjursen
Rick Springfield
Rick Springfield, Tim Pierce, George Nastos
Tim Gross
Jorge Palacios
Frontiers Records
55:11
26.01.2018