Dieses Trio will's wissen, aber erzwingen kann man nichts. RIOT IN THE ATTIC haben noch nie lange gefackelt, doch wo ihr Debütalbum "Lost & Found" noch mit zugedrücktem Auge als Achtungserfolg für eine emporkommende Stoner-Rock- bis Doom-Kapelle durchging, sollte man den Nachfolger unter anderen Voraussetzungen bewerten, wobei die erst vier Jahre alte Band sich einiges an Kritik gefallen lassen muss.
Das Material weist zwar eher selten jenen schwebenden Charakter auf, der das Gros der aus der Szene stammenden Acts so unsäglich austauschbar macht, und zeichnet sich dafür durch scheppernde Direktheit aus, doch während die Band diese Stoßrichtung verfolgt, gelangt sie rasch in eine Sackgasse bzw. an die Grenzen ihrer Möglichkeiten. RIOT IN THE ATTIC platzen mit der Tür ins Haus, werden jedoch schnell zu unliebsamen Gästen.
Frontmann Dan hat nicht sonderlich viel Power auf der Brust, während sich seine Mitmusiker zu häufig darauf beschränken, auf ziemlich willkürlich Art Power Chords aneinander zu hängen. Für die Ballade 'Sunny' oder vermutlich auch ganz allgemein standen Led Zeppelin Pate (MC5 klingen indes in 'Floating' an), vor allem hinsichtlich der Vocals. Die Desert-Rock-Szene um Kyuss hat selbsstredend auch gehörigen Eindruck bei den Kölnern geschunden.
Die beiden ausufernden Tracks, das schlappe 'Men In Shades' (mit beinahe siebeneinhalb Minuten deutlich zu lang ) und 'Seal The Deal', das im Gegenzug den vorläufigen Höhepunkt des Songwritings der Musiker markiert, fassen alle Schwächen und Stärken der Gruppe zusammen. In Sachen Stil ist auch eine Messerspitze NoLa-Sludge erwähnenswert, die sich speziell am kratzigen Gitarrensound nachweisen lässt, derweil auch Chorgesang à la Queens Of The Stone Age zum Einsatz gelangt
Das verspielte 'Only in my Mind' gefällt durchweg mit lieblichen Leads und unverzerrten Strophen, die entspannte Einleitung 'Free the Sky' sowieso aufgrund ihres zurückgenommenenen Charakters, genauso wie das auf die Stimme ausgerichtete 'Incomplete'. So hinterlässt die Band einen zwiespältigen Eindruck; sie erscheint immer noch ein wenig amateurhaft, wenn auch rhythmisch auf Zack, und brilliert mit dem beinahe poppigen 'Only In My Mind', das schon für sich genommen einen Punkt mehr wert ist.
Bei den Bonustracks handelt es sich um die Stücke der ersten EP der Band, die 2015 erschien.
FAZIT: Wären RIOT IN THE ATTIC ihrer Szene weniger streng verhaftet, könnten sie deutlich mehr aus sich machen. Das Trio hat einen guten Sänger, der nicht mutig genug ist, um sich individuell zu entfalten, und agiert noch zu zurückhalten, bzw. folgt den Konventionen seines angestammten Genres zu sklavisch. Für zwei Anspieltipps bei Interesse an gewöhnlichem Stoner Rock reicht es trotzdem: das zackig flotte, sehr eingängige 'Floating' und das gelungene Beatles-Cover 'Don’t Let Me Down' mit punkigem Rotz. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/4d676176a3314cbe8494dda1df6b654e" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.06.2018
Monkey Attic
49:35
01.06.2018