Gibt es einen prägnanteren Titel für ein episches Classic-Metal-Album als "Sword And Scythe"? Wohl kaum, und RISING wirken im vierten Anlauf fast wie ausgewechselt bzw. scheinen einen großen Sprung als Songwriter gemacht zu haben, was Freunde des Traditionellen freuen dürfte.
Die Dänen waren bislang eine von zahllosen austauschbaren Melodic-Metal-Bands ohne klare Vision, doch dass ihr neuer Longplayer nun auf einem aufwändigen realgeschichtlichen und philosophisch verbrämten Konzept beruht, unterstreicht den Ernst und Fokus, mit dem sie 2018 bei der Sache sind.
Der schreitende Opener 'Empirical' gibt mit leiser Melancholie die Stimmung für alles weitere vor, doch "Sword And Scythe" ist natürlich keine Jammerplatte. Bereits 'Hunger And Exile' kommt etwas kämpferischer daher, und 'White Heat' hämmert sich als erster schneller Track mit kontrollierter Aggressivität ins Gedächtnis. Diesen Modus ziehen RISING erst wieder mit 'Kill Automation' gegen Ende in voller Konsequenz durch.
Sänger Morten Grønnegaard passt mit seiner mittelhohen, kräftigen Stimme hervorragend zur nie spektakulär rasanten oder irgendwie virtuosen Musik; RISING legen eher Wert auf detailverliebte Lead-Arbeit und Melodien, die sich nicht sofort einprägen, aber definitiv nicht wegzudenken sind.
Mit dem epochalen Stampfer 'Ancestral Sun' kommt die Band sogar den großen Atlantean Kodex nahe, und ungefähr ab hier häufen sich auch sowohl dezent eingesetzte Keyboard-Texturen als auch ein Beinahe-Grollen des Frontmanns, das anders als bei den meisten zahmen Acts, die sich dazu hinreißen lassen, im jeweiligen Moment hervorragend passt.
Erfreulich ist letzten Endes auch die Tatsache, dass sich RISING kurzfassen und nur mit dem abschließenden 'Aeterna' (sieben fantasievolle Minuten, teilweise mit Akustikgitarren und waschechter Doom-Lava verziert) in die "Verlängerung" gehen. Gesagt kriegen sie ja auch im kurzen Rahmen alles, was sie loswerden möchten.
FAZIT: RISINGs Vorzug liegt in ihrer Unauffälligkeit. das Quintett ist in keiner Weise "flashy", sondern hat die Stücke auf "Sword And Scythe" an einem narrativen Bogen ausgerichtet, ohne sich von der klassischen Liedform abzuwenden. Heraus kam echtes Metal durch und durch ohne große Hits, dafür aber mit lang anhaltendem Reiz. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/611b1cf6878647a5bec45aeb24691e77" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.10.2018
Indisciplinarian
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26.10.2018