Interessant: Der Promozettel, der „Kindness, A Rebel“, dem dritten Album der amerikanischen Folk-Band mit dem schönen Namen RIVER WHYLESS, beiliegt, enthält kein Wort über die Musik des Vierers, sondern bietet eine ausgedehnte „Denkt mal dran, wie gut es uns weißen Westlern eigentlich geht“-Reflexion und den Aufruf zu einer Rebellion der <i>Güte</i> gegen „Selbstmitleid, Gier und Engstirnigkeit“. Klingt fast wie eine Ansage in Richtung der Fraktion „Hopefulessness“. Und lässt ein in sich ruhendes Album erwarten.
Was die Warumskas bereits mit den ersten drei Songs beweisen: An melancholischen Tönen lassen sie es trotz ihrer mit Dankbarkeit wahrgenommenen <i>conditio</i> nicht fehlen. Besonders der Opener „All of My Friends“ gefällt als tastende, dünnhäutige Popnummer, in der Geigerin Halli Anderson den Gesang übernimmt und unbestimmte Synthesizer die hauptsächliche Instrumentalarbeit verrichten.
Mit „Van Dyke Brown“ und v.a. „The Feeling of Freedom“ gibt es aber auch explizit frohgemute Töne, letzteres angefeuert von wuselnden Percussions. Dazwischen serviert die Band allerlei Gemischtes, auch SIMON AND GARFUNKEL-haftes, allerdings ist es nicht immer leicht, einen roten Faden auszumachen und dadurch entsteht der Eindruck, RIVER WHYLESS hätten in ihrem – durchaus von Erfolg gekrönten – Bemühen, die einzelnen Songs mit viel Liebe und Aufmerksamkeit auszugestalten (die Art, wie unter der Fuchtel des oft mehrstimmigen Gesanges traditionelle Folkelemente und solche des zeitgenössischen Indiepop zusammenfließen, weiß zu beeindrucken, ebenso der frische Gebrauch, den Halli Anderson von ihrer Geige macht), die hohe Warte verlassen, von der aus das Album als Ganzes nun einen etwas verwachsenen Eindruck macht.
Vergeblich wartet man auch auf Titel, die auf Anhieb hängenbleiben, nicht zuletzt, weil die Songs zwar in der Tat oft interessant und gewitzt instrumentiert sind, die Band aber kaum jemals mit wirklich nachhaltigen Gesangsmelodien um die Ecke kommt, sondern brave Bögen bevorzugt.
Dennoch hinterlässt „Kindness, A Rebel“ einen recht angenehmen Eindruck – und vielleicht hat derjenige, der sich über fehlende (musikalische) Bissigkeit beschwert auch das Konzept der „Rebellion der Güte“ nicht verstanden…
FAZIT: RIVER WHYLESS gehen mit einem zwar gefälligen aber etwas unkonzentrierten Album in die dritte Runde. Im Einzelnen stimmiger und nicht uninteressanter Folk/Indie.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.08.2018
Daniel Shearin
Ryan O'Keefe, Halli Anderson, Daniel Shearin
Ryan O'Keefe
Daniel Shearin
Alex McWalters
Halli Anderson - Violin
Roll Call Records
39:16
13.07.2018