Im Lauf ihrer bisherigen Karriere haben SAINTSENECA einen weiten Weg von schnöseligen Pennälern in der College-Rockszene zu weltweit angesehenen Avantgardisten beschrieben, die ungezwungen mit Pop und Folk jonglieren. Im Zuge zahlloser Besetzungswechsel wurde die Besetzung immer größer, sodass wir es derzeit mit einem 15-köpfiges Ensemble zu tun haben.
Umso mehr macht ihr neues Album staunen, denn auch wenn SAINTSENECA nicht erst seit gestern im großen Rahmen denken und komponieren, ist "Pillars Of Na" außerordentlich leicht zugänglich und geradlinig. Bandkopf Zac Littles Neigung, scheinbar Offensichtliches zu abstrahieren und beim Schreiben von Songs um die Ecke zu denken, wenn etwas zu plump erscheint, ist in den detailverliebten Kleinkunstwerken zwar immer noch allgegenwärtig, aber wer die Gruppe noch nicht kennt, sollte mit dieser Scheibe beginnen.
'Beast In The Garden' - Kammermusik für die breite Masse -, das schillernd arrangierte 'Moon Barks At The Dog', der wahrlich sonnige Power Pop von 'Ladder To The Sun' und die gespenstische Power-Ballade 'Frostbiter' in der Little über Schicksal und Tod sinniert, sind nur drei Tracks, in denen man den progressiven Folk Rock der Musiker aus Ohio auf den Punkt gebracht erlebt, vor allem aber Melodien ans Ohr getragen bekommt, die einen nicht mehr loslassen.
Fast würden sie die düster kontemplativen Texte verhehlen, doch wer sich diese Ohrwürmer erst eingefangen hat, lechzt nach mehr und erschließt sich die vielen Klangschichten - traditionelle Gesänge aus den Appalachen, chorischen Gesang, Streicher-Schmelz und die zahlreichen Anspielungen, sei es auf Dolly Parton oder die allgemeine Kiffer-Kultur. Solche gibt es im abschließenden, über neun Minuten dauernden Titelstück, in dem das Beste aus einem überbordenden Jam destilliert und die Motivik des Openers 'Circle Hymn' als Reprise eingebaut wird. Es darf als vorläufig ultimates Statement der Formation angesehen werden
Dank Produzent, Keyboarder und Gitarrist Mike Mogis, der das Chaos als musikalischer Leiter von SAINTSENECA wie gewohnt in geordnete Bahnen lenkte, blitzt zwischen den beinahe zwanghaft wirkenden Klang-Kleinigkeiten immer jene leise Melancholie durch, die seit je für die Gruppe einimmt, die zwar ernst, aber durchaus nicht humorlos und in jedem Fall Artrock im wahrsten Sinn des Wortes ist.
FAZIT: "Pillars Of Na" markiert sowohl in puncto Poppigkeit als auch hinsichtlich des darauf demonstrierten musikalischen Anspruchs einen Höhepunkt im Schaffen von SAINTSENECA. Die Songs wirken zugleich wie für die Arenen geschaffen und sind Paradebeispiele für eine grenzenlos kreative Verschmelzung von Folklore mit progressivem Indie Rock, falls es so etwas gibt. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/f9982c8deed04ec7abcc0bcf1915b87f" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.09.2018
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31.08.2018