Ein Dutzendmal klassischer US-Rockabilly - nichts mehr und nicht weniger: Sandy & The Wild Wombats werden auch mit ihrem zweiten Album niemanden zum Fifties- und Sixties-Fan machen, der es nicht bereits ist, sondern predigen weiterhin "nur" den Bekehrten. Das tun sie aber nicht nur ausgesprochen authentisch (gerade für eine deutsche Combo), sondern auch mit einem zumindest vagen Eingeständnis ans Jetzt.
So organisch "Devoted To Rock 'n' Roll" nämlich auch klingen mag, so zeitgemäß wurde das Material produktionstechnisch in Szene gesetzt. Es handelt sich ausschließlich um Kompositionen von Jailbirds-Gitarrist Mark Twang, der naheliegenderweise dicht neben seiner Sängerin im Brennpunkt des Geschehens steht. Saftige Licks und brummelnde Bässe sind allgegenwärtig, gleichwohl die Band ihren Swing nicht verliert und ihr Hauptsongwriter nicht egomanisch vorgegangen ist. Will heißen: "Devoted To Rock 'n' Roll" ist überdurchschnittlich variabel ausgefallen, gerade für die in diesem Bereich vorherrschenden Verhältnisse.
Zeigt sich die Gruppe in 'Lady' noch rotzig galant, zieht sie sich zwischendurch auch gern den Blaumann über oder agiert mit reichlich Swing, aber eben auch jener Betonung auf "Rock", der in der Benennung ihres Genres steckt. Dieser lässt nichtsdestoweniger Balladen und Country-Versatzstücke zu, wobei die Frontfrau mitunter unverhofft "schwarz", also fast soulig intoniert.
So ist das gebotene Material für die Bühne geschaffen, und die vorübergehenden Atempausen machen die High-Energy-Tracks umso effektiver. Nach dem krönenden Abschluss 'Rockabilly Man' folgen ein wenig Leerlauf und schließlich 'Honky Tonk Heartache', das in seiner reißerischen Art alles andere als nur ein "versteckbarer" Bonus ist. Dass die Band damit selbst in der vergnügungssüchtigen Lasterhölle Las Vegas blendend ankommt, ist somit nicht weiter verwunderlich.
FAZIT: Für eine Gruppe, die kaum drei Jahre auf dem Buckel hat, zeigen sich Sandy And The Wild Wombats ungeheuer versiert und stilistisch wie spielerisch virtuos. Dass sie dabei eigentlich nichts innovieren, zieht man dank ihres hohen Energieumsatzes und Gespürs für zeitlose Songs gern außer Acht. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/bf467cbe128d4051b48fc0d9c2683125" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.02.2018
Bear Family
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01.12.2017