Für Bad Omen-Gründer Will Palmer, ehemals Rise Above Records, sind SATAN‘S SATYRS etwas Besonderes, weil sie die erste Band waren, die er vor etwa fünf Jahren unter Vertrag nahm. Mit „The Lucky Ones“, dem vierten Album der Gruppe aus dem US-Bundesstaat Virginia (Mainman Clayton Burgess kennt man übrigens auch von Electric Wizard), darf der Plattenfirmenchef einen weiteren Klasse-Release in seinem Programm feiern, denn wo die früheren Produktionen aufgrund ihres kratzigen Sounds den potenziellen Hörerkreis für die Musik einschränkten, nähert sich der Klang diesmal gängigen Konventionen an, ohne dass der "Garage-Faktor" verlorenginge.
Schließlich rückt die Combo keinen Fußbreit von ihrer bisherigen Marschroute ab. "The Lucky Ones" poltert unbekümmert wie eine Platte frischgebackener Jungspunde drauflos, während der Bandkopf mit der charakteristisch dünnen Stimme Spukgeschichten näselt. Der natürliche Flow, den die Tracks aufweisen, lässt vermuten, dass sie live mitgeschnitten wurden, denn die Musiker drossel bzw. ziehen das Tempo so an, wie es sich ihnen jeweils anbietet.
Authentischer kann man eine Nostalgie-Veranstaltung im Geiste der New York Dolls minus Glam und MC5 eigentlich kaum inszenieren. Ähnlich wie neulich The Lords Of Altamont riechen auch diese selbsternannten „Dungeon Rocker“ hier nach trashigen B-Movies und den mit Bier verklebten WC-Böden von Traditions Rockschuppen an der Ostküste der Vereinigten Staaten. Andererseits beweisen sich SATAN'S SATYRS mit weiter ausholenden Songs wie dem dezent bluesigen 'She Beast' oder dem abgehackt stampfenden 'You And Your Boots' als Komponisten, die nicht nur den einen direkten Weg kennen.
So bietet "The Lucky Ones" abgesehen von einem erstmals tadellosen akustischen Ambiente auch die größte Vielfalt in der bisherigen Diskografie der Gruppe. Inmitten einer Menge Ramones-Hauruck und im Kontrast dazu melodisch dudelnder Lieder (den Einfluss kann man mit etwas Liebe in der NWOBHM verorten) sind das knapp über zwei Minuten lange 'Pulp Star' und der Boogie 'Trampled By Angels' die Hits der Scheibe.
FAZIT: "The Lucky Ones" ist mit deutlichem Abstand SATAN'S SATYRS' bisher stärkstes Album. Die Combo bietet mehr Vielfalt denn je, ohne sich allzu weit aus der Garage zu trauen, und setzt sich mit einer Handvoll fies eingängiger Melodien mühelos gegen allzu penetrant scheppernde Mitbewerber durch, hinter deren Krach im Grunde überhaupt nichts steckt. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/eda2498b5ae942abbba16b910e99f5fc" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.10.2018
Bad Omen / Soulfood
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19.10.2018