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Saxon: Rock The Nations (Re-Release)

Stil: Heavy Metal

Cover: Saxon: Rock The Nations (Re-Release)

Für die Aufnahmen ihres achten Langspielers kehrten SAXON erneut in die Wisseloord Studios im niederländischen Hilversum zurück, diesmal allerdings gemeinsam mit dem Produzenten Gary Lyons (The Grateful Dead, Foreigner). Aus der Not, ihren langjährigen Bassisten entbehren zu müssen, machten Saxon für die Einspielung ihres achten Albums eine Tugend: Frontmann Biff übernahm Oliver Dawsons bisherige Aufgabe im Studio (Neueinsteiger Paul Johnson ist dennoch in den Credits gelistet), da er sich seine ersten Sporen als Musiker ebenfalls mit dem Langholz verdient hatte und quasi wie die Mutter zum Kind hinterm Mikro gelandet war. Dennoch zeigt er sich auch "Rock The Nations" gesanglich vielleicht stärker denn je.

Nichtsdestoweniger bieten SAXON einerseits mittelschwere Hymnen, die "Wheels Of Steel" wiederaufleben lassen ('Battle Cry'), andererseits regelrecht einschläfernde Tracks wie 'You Ain't No Angel', eine richtig fiese Gurke, also weder Fisch noch Fleisch, sondern ständig durch Glam-Kitsch abgewertete Boliden, die eigentlich zu ihren Sternstunden hätten zählen können. Die artifizielle Ballade 'Northern Lady' und das grässliche 'Party Til You Puke', das einen unschönen Rückgriff auf die Fifties-Anwandlungen der Debüt-Nummer 'Still Fit to Boogie' darstellt, stehen in dieser Hinsicht beispielhaft. Warum ausgerechnet Sir Elton John bei beiden Tracks in die Tasten griff? Na, offensichtlich wurden sie zu Schleimerei bei den Yankees angetrieben, deren Gunst sie auf Gedeih und Verderb anstrebten.

In 'Empty Promises' und 'Waiting For The Night' hört man die schwächen dieser Produktion gegenüber der vorangegangenen. SAXON haben an Durchschlagskraft eingebüßt, und zugleich entbehren die Arena-Rocker den notwendigen Bombast. Neben 'Chase The Fade', bei dessen Hören sich nachvollziehen lässt, weshalb es seinerzeit auf der Rückseite einer Single verbraten wurde, bietet die "Verlängerung drei Mitschnitte vom Reading Festival 1986, und zwei aus Madrid, die wiederum als B-Seiten der Single "Northern Lady" verwendet wurden; deren Titelstück ist unterdessen ebenso wie 'Waiting For The Night' in auf das Siebenzoll-Format zugeschnittener Kurzfassung für Komplettisten enthalten.

Dass "Rock The Nations" keine völlige Grütze ist, erkennt man unterdessen aber vor allem an einem Umstand: Ein paar Tracks sollten sich langfristig im Live-Repertoire der Briten bewähren - ganz im Gegensatz etwa zum ungleich wohlwollender angesehenen Album "Crusader", dessen Material mit der Zeit größtenteils unter den Tisch gekehrt wurde.

FAZIT: "Rock The Nations" war ein zumindest halbwegs gelungener Kompromiss zwischen unverblümtem Kommerz und Metal- bzw. Hardrock Roots. SAXON befanden sich in den ausklingenden 1980ern in einer Phase der Selbstfindung und hinterließen mit diesem Album einen zwiespältigen Eindruck, auch wenn es rückblickend zweifellos besser ist als sein Ruf. Ob sich seine generelle Rezeption mithilfe dieser gelungenen Neuauflage zum Positiven ändert? <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/015ef4436b334b628c5364da3cc6e51a" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.07.2018

Tracklist

  1. Rock The Nations
  2. Battle Cry
  3. Waiting For The Night
  4. We Came Here To Rock
  5. You Ain’t No Angel
  6. Running Hot
  7. Party Til You Puke
  8. Empty Promises
  9. Northern Lady
  10. Chase The Fade
  11. Waiting For The Night (7” Single Edit)
  12. Northern Lady (7” Single Edit)
  13. Everybody Up (Live in Madrid)
  14. Dallas 1pm (Live in Madrid)
  15. Power & The Glory (BBC Live At Reading Festival ’86)
  16. Rock The Nations (BBC Live At Reading Festival ’86)
  17. Waiting For The Night (BBC Live At Reading Festival ’86)

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    BMG

  • Spieldauer

    65:33

  • Erscheinungsdatum

    27.07.2018

© Musikreviews.de