Zurück

Reviews

Saxon: Wheels Of Steel

Stil: Heavy Metal

Cover: Saxon: Wheels Of Steel

Ein Jahr nach ihrer ersten, bunten Visitenkarte klatschten SAXON eine einheitlichere auf den Tisch, die tatsächlich nicht von Pappe war. Nun durfte man in Bezug auf die Band erstmals wirklich von Heavy Metal sprechen, denn die Entwicklung, die das Quintett in den vorangegangenen Monaten vollzogen hatte, grenzte an einen Quantensprung.

Textlich war "Wheels Of Steel" allerdings genauso prosaisch wie sein Vorgänger ('Motorcycle Man', Klassiker-Status hin oder her), und auch die weiteren Alben der Band während der 1980er; tatsächlich avancierte Byford erst wesentlich später zu einem achtbaren Lyriker, gleichwohl ohne je endgültig auf klischierten Quark von heißen Öfen und leichten Mädchen zu verzichten. Nun denn, die anspruchsvollen Inhalte waren und sind anderen Zeitgenossen vorbehalten … Als Sänger wird der Mann hingegen zu Unrecht verkannt bzw. in den Schatten der Halfords und Dickinsons dieser Welt gerückt. Klar, so spektakulär heulte er nie, doch wo jene beiden zahlreiche gesichtslose Nachahmer auf den Plan riefen, bleibt Biffs Timbre schlicht beispiellos.

Sein Charisma sollte er erst ab dem dritten SAXON-Album voll ausspielen, doch die Instrumentalisten befanden sich schon jetzt voll auf der Höhe, ja wuchsen sogar über ihr bisheriges Niveau hinaus. Die sehr melodische, aber dennoch kraftvolle Gitarrenarbeit adelt das federführende Tandem, der Bass ist im Mix wohltuend präsent und nicht bloß Makulatur, und das Schlagzeug wenigstens insoweit "metal to the bone", als es 'Freeway Mad' genauso wie 'Street Fighting Gang' in einen Proto-Speed-Track verwandelt, wie sie damals nur wenige (neben Maiden allenthalben Raven und Jaguar) hinbekamen. Die vergessene Perle dieses Longplayers (siehe Rezension zu "Saxon") ist das wendungsreiche 'See The Light Shining'.

"Wheels Of Steel" prägte die visuelle Ästhetik und Rocker-Attitüde der NwoBHM stark, heimste Gold ein und warf zwei recht erfolgreiche Singles ab, das Titelstück (eine Biker-Hymne auf Ansage) und den bis heute unverzichtbaren Live-Standard '747 (Strangers In The Night)'. In Sachen Anerkennung dieser Art von "neuer" Musik im Mainstream waren SAXON Judas Priests "British Steel" voraus, auch wenn die Kollegen insgesamt mehr starke Songs hatten. Ein Balladenversuch wie 'Suzie Hold On' wirkte beispielsweise ein wenig ungelenk, aber was nicht war, konnte und sollte noch werden.

Die ergänzenden Konzertmitschnitte der Wiederveröffentlichung sind der Rest der Auszüge des Sets der Band vom 1980er Monsters of Rock zu Castle Donnington, das auf dem Debüt-Re-Release mit nur einem Track vertreten war. Ein fettes Booklet mit allen Texten und bisher unveröffentlichten Fotos kommt obligatorisch dazu, ebenso das alternative Format Schallplatte aus farbigem Plastik. Als eher verzichtbar erweisen sich die zwei hinzugegebenen Proberaumdemos, richtig cool ist hingegen die seinerzeit exklusive B-Seite 'Stallions Of The Highway'.

FAZIT: "Wheels Of Steel" wird seinem Klassiker-Ruf auch von einer aktuellen Warte aus betrachtet weitgehend gerecht. Im historischen Kontext war die Scheibe fraglos bedeutsam, doch auch rein qualitativ auf die Musik bezogen gab und gibt es wenig zu beanstanden an SAXONs ersten Gehversuchen als straighte Metal-Band. Die Hit-Qualitäten der Songs lassen sich nicht leugnen und legten den Grundstein zu einer internationalen Karriere ohnegleichen. Dieser unintellektuelle Headbanger-Stoff macht Spaß, nichts mehr und nichts weniger. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/8096e04840774acba05379e6ff1412da" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.03.2018

Tracklist

  1. Motorcycle Man
  2. Stand Up And Be Counted
  3. 747 (Strangers In The Night)
  4. Wheels Of Steel
  5. Freeway Mad
  6. See The Light Coming
  7. Street Fighting Gang
  8. Suzie Hold On
  9. Machine Gun
  10. CD Bonus:
  11. Suzie Hold On (1980 Demo Rehearsals)
  12. Wheels Of Steel (1980 Demo Rehearsals)
  13. Stallions Of The Highway (Live B-Side)
  14. Motorcycle Man (Live at Donington 1980)
  15. Freeway Mad (Live at Donington 1980)
  16. Wheels Of Steel (Live at Donington 1980)
  17. 747 (Strangers In The Night) (Live at Donington 1980)
  18. Machine Gun (Live at Donington 1980)

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    BMG

  • Spieldauer

    72:36

  • Erscheinungsdatum

    30.03.2018

© Musikreviews.de