„Ode To Others“ ist das sechste Album unter eigenem Namen, und erneut zeigt sich Scott Matthew als beseelter Crooner. Die Musik schwingt sich phasenweise in orchestrale Höhen empor, Mellotron, Violine und Cello kommen schluchzend zum Einsatz. Eine semi-akustische, eweiterte Rockbesetzung beherscht die Szenerie, über der Matthew mit seiner markanten Stimme, die an David Bowies brüchigste Momente erinnert, thront.
„Ode To Others“ ist kein Werk für ungeduldige Hörer, es herrscht eine elegische Stimmung vor, von der man sich ergreifen lässt oder einen Aggressionsbewältigungskurs besuchen möchte. Beginnt gleich mit dem freundlichen, fas kinderliedhaften Geklimper von „End Of Days“, dessen Text man als bittere Religionsanklage oder Protest gegen die verlogene Politik der Macht, respektive die verlogene Macht der Politik, lesen kann. Dem hat Matthew allerdings nur die Kraft der Liebe entgegenzusetzen, was dann wieder zur freundlichen Musik passt. Die gesellschaftskritischen, bitteren Lyrics konterkarieren die schnuckelige Musik per se auf reizvolle Weise.
So weint, greint, säuselt und trauert sich Scott Matthew durchs elegische Werk, beschreitet recht geschickt seinen Pfad zwischen Nick Drake (Cello!), den TINDERSTICKS und THE DIVINE COMEDY. Die Orgel darf gelegentlich wummern, die gestopfte Trompete kommentiert sehnsuchtsvoll („Not Just Anotjher Year“), die Chorusse sind betörend („Where I Come From“), es wird soulig mit Klavier, plingender Gitarre und Gospelchor („Happy End“), und pastorales Schwelgen ist geradezu Pflichtprogramm („Cease And Desist“).
Harter Stoff ist die Tränendrücker-Version von „Do You Really Want To Heart Me“, mit Reggae-Ukulele, fettem Bass und Bläsersatz. Zeigt, dass Matthews letztendlich ein Humorist der verschrobenen Art ist.
FAZIT: „Ode To Others“ ist ein melancholisches Schaumbad im David Bowie-Gedächtnis-Modus. Scharfzüngige Texte gepaart mit den süßesten Sounds jenseits von Candyland ergeben eine balsamische Mischung für jeden Hörer, der gelegentlich an der Welt leidet. Und wer tut das derzeit nicht?
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.05.2018
Gary Langol
Scott Matthew, Don Piper, Ngone Thiam
Jürgen Stark
Gary Langol, Jürgen Stark
Jürgen Stark
Jürgen Stark (ukulele), Susan Mandel (cello), Brian Thomson (violine, viola), Tyler Sussman (sax), Gareth Flowers (trumpet), Mike Lormand (trombone)
Glitterhouse Records/Indigo
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20.04.2018