Nein, auch wenn Sebastian Block nie irgendwo angeeckt ist, hat er nichts mit jenen Hauptstadt-Hipstern zu tun, zu deren verkrampft schrulliger Musik man allenthalben einen Sommer lang tanzt; stattdessen bleibt der Berliner auch auf seinem dritten Album eine sichere Bank, wenn es um lakonische Feeling-Mucke der überwiegend ruhigen Sorte geht.
Eine Beschreibung der Musik des Liedermachers, der seine ersten Sporen bei der Gruppe Mein Mio verdiente und schon mit Modern-Classical-Emporkömmling Nils Frahm zusammenarbeitete, ufert ergo nicht in komplizierte Abhandlung aus. Block ist ein deutschsprachiger Singer-Songwriter am Puls der Zeit und konzentriert sich mit "Wo alles begann", das nun drei Jahre nach dem im Vergleich mit seinem aktuellen Material etwas puristischeren Album "Der Mond ist schuld" erscheint, auf den Alltag im urbanen Raum, mal lebensfroh und mal nachdenklich, erst extro- und dann wieder introvertiert.
Diesen Befindlichkeits-Dualismus übersetzt er jeweils in Balladen ('Mein Wille', ein später Höhepunkt) und Antreiber ('Warum rufst Du nicht an?', 'Die Nacht kennt keine Farben'), also einerseits ätherische und andererseits eher geerdete Stücke, letztere mit erwartbar fülligerem Sound. Diesen erzeugen nicht zuletzt auch Streicherin Anne Müller und Hornist Merav Goldmann, die Block als Gäste eingeladen hat.
Heraus kommt dabei Kammer-Pop ohne Grandezza, durchweg erwachsen - der Protagonist geht auf die 40 zu - und ausgesprochen detailverliebt. Mit seiner Stimme im Zentrum, die oftmals sehr nah anmutet (höre das Titelstück), als krabble ihr Besitzer jeden Augenblick aus den Boxen, unterhält und berührt Sebastian ohne Umschweife in nur wenig mehr als 30 Minuten, greift auf allzu Privates zurück und macht diverse Beziehungskisten auf, ohne sich in Indie-Pop- oder gar Schlager-Schwulst hineinzusteigern. Das ist in seinem angestammten Milieu bereits mehr, als man derzeit vom Gros gleichgesinnter Musikerinnen und Musiker erwarten darf.
FAZIT: Auf "Wo alles begann" verfolgt Sebastian Block bis zu einem gewissen Grad neue Impulse und Ansätze, die sich eher in einer erweiterten Klangpalette (Synthesizer, Wurlitzer-Piano, Bläser, Cello und Bratsche) äußern als in einer stilistischen Schwerpunktverlagerung. Der Berliner ist und bleibt ein eigenständiger musikalischer Storyteller - freundlich, aber nie schleimig, und hörbar von sich selbst überzeugt. Unsicher ist schließlich nur das Leben selbst.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.08.2018
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33:54
03.08.2018