Mancher mag sich noch an SEBASTIEN erinnern, falls er Konzerte von Ex-Savatage-Stimme Zachary Stevens' Band Circle II Circle und Roland Grapows Masterplan besucht hat. In deren stilistischem Fahrwasser schippern die Tschechen auch im zehnten Jahr ihres Bestehens bzw. auf diesem ihrem dritten Album.
Das Quintett um Sänger und Gitarrist George Rain (u.a. auch Kreyson) hat sich von Grapow als ihrem Stammproduzenten abgewandt und versucht, ihre neuen Songs selbständig auf Festplatte und Tonträger zu verewigen, was ihr - wenn auch auf glanzlose, weil nur zweckmäßige Weise - relativ gut gelungen ist. SEBASTIENs grundlegend melodische Ausrichtung nimmt insofern für die Gruppe ein, als sie sich immer eine gesunde Grundhärte und Dynamik bewahrt, statt allzu weich zu spülen.
Eine Ausnahme bildet diesbezüglich die allerdings gute Ballade 'Queen from the Stars', die SEBASTIEN zum Abschluss noch einmal in einer muttersprachlichen Fassung darbieten. Programmatisch ist vielmehr der hämmernde, in den Strophen fast mechanische Einstieg in Form des Titelstücks. An anderer Stelle erweitert die Gruppe ihr Klangspektrum mithilfe von Gästen, konkret den beiden recht kurzen und flotten Nummern 'No Destination' und 'Promises' mit Sängerin Kristyna Dostálová, 'Die In Me' mit Apollo Papathanasio (Spiritual Beggards, Firewind, Wake The Dead) sowie dem Videotrack 'Winner' mit dem Slowaken Marián "Mayo" Petranin (Signum Regis).
Kommt letzterer Track ebenso wie das mit unpassenden Growls unterlegt 'Empire' eher krampfhaft modern daher, gefallen SEBASTIEN auf der gesetzt melodischen Schiene im Grunde genommen am besten. Allerdings sollten sie sich getragene Fauxpas wie 'Wake Up' und 'Amy' in Zukunft verkneifen, denn die plätschern schicht belanglos vor sich hin.
Ansonsten ist alles im Lot auf "Act Of Creation"; die Scheibe wurde geschmackvoll produziert, erdig und dennoch blitzsauber, so wie es bei dieser Gattung von Metal auch sein muss, während Herr Rain mit seiner schmeichelnden Stimme unweigerlich Vergleiche mit insbesondere skandinavischen Pop-Metallern (Stratovarius) heraufbeschwört. Deren Hit-Dichte in frühen Jahren erreichen die Tschechen jedoch zu keiner Zeit.
FAZIT: Melodic Metal auf leicht gehobenem Niveau, Ohrenbalsam und harmlos im besten Sinn. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/62fc7f2552894318ad080ebfbd18df9a" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.02.2018
Pride & Joy
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23.02.2018