War Atlantean-Kodex-Sänger Markus Becker auf dem Debüt "Deadhead Syndicate" (2016) der vordergründige Hinhörer bei SEPTAGON, hat das melodic-thrashige Betätigungsfeld von Lanfears bzw. Thems Mastermind Markus “Ulle” Ullrich auf seinem zweiten Album auch in kompositorischer Hinsicht allerlei Mitreißendes zu bieten.
Die Raison d'Être der Band hat Ulrich für uns prägnant zusammengefasst: "Ich hatte das Bedürfnis, etwas in Richtung Toxik oder Heathen zu machen – technisch, aber mit melodischem Sänger – und kenne Becker schon ewig; er galt als fränkischer Joey Belladonna, als er bei Seldom Refuse sang, die es nur auf zwei Demos gebracht haben. Wir proben nur für sporadische Gigs, und mit dem Zeug spricht man keine großen Massen an, aber es macht Spaß. Früher gab es Diskussionen darüber, was Thrash und was Speed oder Power Metal sei, aber mir war das immer egal. Heute sind die Leute der Ansicht, um Thrash zu sein, bräuchte man einen Sänger, der bellt, bloß habe ich Bands wie Forbidden oder Death Angel immer eindeutig als Thrash verstanden"
All diese Einflüsse klingen auf "Apocalyptic Rhymes" nicht nur an, sondern werden auch gekonnt zu immer noch sehr eigenständigen Stücken verarbeitet. Wo dem Vorgänger noch die Dynamik fehlte und nicht mehr als nur eine Handvoll zwingender Ideen den Reiz ausmachten, überzeugt die aktuelle Platte durchweg. SEPTAGON scheinen sich aufeinander eingegroovt zu haben, und Becker wartet mit einigen der aussagekräftigsten Texte seiner Karriere auf, von schlichtweg tollen Gesangsmelodien ('Home Sweet Hell') ganz zu schweigen.
Mit 'The Unfathomable Evil' und 'P.O.T.U.S.A.', einer fiesen Breitseite gegen US-Präsident Trump, reihen sich SEPTAGON zudem anders als die vielen oberflächlichen Retro-Thrasher dort draußen mit Klasse zwischen ihren politischen und gesellschaftskritischen Vorbildern aus der Zeit des Kalten Krieges ein … und beweisen gleichzeitig, dass man diesen Stil mit seinem begleitenden Ethos nicht aus reiner Nostalgie wie ein Abziehbild behandeln muss, sondern auf authentische Weise auch im Hier und Jetzt fahren darf.
FAZIT: Thinking man's thrash, so nannte man das, was SEPTAGON machen, zu Hochzeiten des Genres, und ebendies lassen diese deutschen Wunderknaben mit "Apocalyptic Rhymes" auf vortreffliche Weise wiederaufleben. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/53da05edcdb64deb93ce3c70473695d9" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.11.2018
Cruz del Sur / Soulfood
41:52
09.11.2018