Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben … Keine Ahnung, was die Chefetage von Nuclear Blast geritten hat, mit Sharptone ein Unter-Label zu gründen, das sich vornehmlich trendigen Core- und Nu-Rock-/-Metal-Acts widmet, aber fest steht, nur wenig davon bleibt langfristig im Gedächtnis, und SETTLE YOUR SCORES stellen einen der vorläufigen Tiefpunkte im Programm des Unternehmens dar.
Anders als das Gros der bei dieser Plattenfirma unter Vertrag stehenden Combos spielt diese hier handelsüblichen Pop Punk, der trotz seiner kompakten Ausrichtung extrem aufreibend ist - und das nicht im Guten. Die jungen Herren aus dem US-amerikanischen Bundesstaat Ohio reichen den Platzhirschen Blink 182 nicht ansatzweise das Wasser, und Vergleiche mit den Quertreibern NOFX möchten wir erst gar nicht ziehen. "Better Luck Tomorrow" (gutes Motto) nimmt “The Wilderness”, dem 2016 erschienenen Einstand der Kapelle, wenig bis gar nichts, sondern fährt ungerührt auf der eingeschlagenen Route fort, obwohl in kommerzieller Hinsicht kaum mehr etwas mit diesem Sound zu holen ist, weil sich die pubertäre Zielgruppe eher auf Emo und Breakdown-Pop (lies: Metalcore) verlagert hat, wie er in 'Rise Fall' zumindest angedeutet wird.
Der Anspruch der Band ist schlichtweg unrealistisch. Die Songs des Albums sind durchgängig auf Frohsinn geeicht, was am realen Alltag vorbeiläuft, sich aber noch verschmerzen ließe, wenn kompositorisch alles Hand und Fuß hätte. Dem ist jedoch nicht so; das liebliche 'Growing Pains-Throwing Blame' steht bezeichnend für die Simplizität, mit der SETTLE THE SCORES ihre Lieder schreiben. Zwischen ungezwungenen Ohrwurm-Refrains und solchen, die spürbar am Reißbrett entworfen wurden, besteht eben ein merklicher Unterschied, und die gestelzte Vortragsart von Sänger Christian Fisher ist dahingehend besonders entlarvend.
'Keep Your Chin Up And Your Expectations Down', dieser Songtitel sei als Warnung angeführt, ehe man eine Hörempfehlung für dieses Machwerk ausspricht.
FAZIT: Laute Musik ohne Hoden - SETTLE YOUR SCORES nutzt sich selbst unter beinharten Zucker-Punk-Fans rasch ab, weil die Band in schreiberischer Hinsicht nur an der Oberfläche dessen kratzt, was in ihrem eng abgesteckten Stilfeld möglich ist. Dutzendware ist "Better Luck Tomorrow" und wirkt lieblos, ob dennoch Muße dahintersteckt oder nicht.
Punkte: 4/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.06.2018
Sharptone / Nuclear Blast
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01.06.2018