Ein junger Jazz-Gitarrist, geboren in Israel, heutzutage aber mal in Basel, mal in Berlin lebend, und den klangvollen Namen TAL ARDITI tragend, ist bereits jetzt als ganz großer Könner seines Gitarren-Jazz-Fachs entdeckt, wovon diese Live-CD „Portrait – Live At ‚A Trane‘ Berlin“, gemeinsam mit Bassisten und Schlagzeuger als TAL ARDITI TRIO eingespielt, klangvolles Zeugnis ablegt.
Doch nicht nur das.
Arditi hat bereits die wohl höchste Adelung erhalten, die man als junger Jazz-Musiker bekommen kann und die nicht aus Preis-Nominierungen oder Auszeichnungen besteht, sondern aus einem einzigen Satz von einem der größten Jazz-Gitarristen aller Zeiten, der unverkennbares Vorbild für Arditi ist – nämlich PAT METHENY, der zu dem Basel-Berlin-Israeli-Gitarristen feststellt: „Er klingt großartig – und ich wünsche ihm alles erdenklich Gute für sein erstes Album!“
Aber ja – alle, die einen PAT METHENY und sein ausgeklügeltes Jazz-Gitarrenspiel lieben, denen wird auch die Musik des TAL ARDITI TRIOs viel Freude bereiten und wenn sie die Augen schließen, vielleicht sogar der gute PAT METHENY erscheinen.
Es ist schon ungewöhnlich, dass ein Debüt-Album eines Musikers gleich live aufgenommen wird, wie im Falle von „Portrait – Live At ‚A Trane‘ Berlin“. Doch der Albumtitel bringt es auf den Punkt. Denn alle Titel darauf entstanden in den letzten anderthalb Jahren in Berlin und fanden als eine Art Porträt aus Noten des gerade mal 20jährigen Jazz-Gitarristen in der Stadt ihre Aufführung, in welcher Arditi größtenteils lebt. Alle in der Musik gesammelten Erfahrungen – und natürlich die Metheny-Einflüsse – sind in den acht, insgesamt recht entspannt und ruhigen Stücken, die sich zwischen sechs und 12 Minuten bewegen, verarbeitet.
Bereits der Album-Opener <a href="https://www.youtube.com/watch?time_continue=1&v=oE0ZK8a0JWA" rel="nofollow">„One Step Behind“</a> bewegt sich im ruhigen Jazz-Rock-Bereich, bricht immer mal wieder aus und verbreitet einen fast zwölfminutigen Hochgenuss, der den Titel Lügen straft – denn dieses Trio scheint gutem Jazz nicht hinterherzuhinken, sondern durchaus ein gutes Stück voraus zu sein.
„My Dream“ ist dann tatsächlich ein traumhaft schwebendes Jazz-Intermezzo, genauso wie das erhabene <a href="https://www.youtube.com/watch?v=VmDPAOTiaCQ" rel="nofollow">„Long Live The Bird“</a>, während <a href="https://www.youtube.com/watch?v=zBJkQtmlXCw" rel="nofollow">„Berlin Vibes“</a> nach dem großen Arditi-Vorbild klingt und sich mit „Circles“ der Kreis des Albums dann doch deutlich jazz-rockiger schließt.
Ein polnisches Online-Magazin bezeichnet TAL ARDITI als „eine der wichtigsten Entdeckungen des Jahres“ und der Gründer des Festivals „Jazz Baltica“ und „Ancor Records“-Boss, Rainer Harrmann, stellt zu dem Album fest: „Diese Aufnahme wird sich mit Sicherheit um den Namen Tal Arditi als wichtige Gitarrenstimme im Jazz nicht nur in Berlin, sondern überall in Europa und der ganzen Welt verbreiten“.
Summa summarum ist es tatsächlich unfassbar, dass hier ein zwanzigjähriger Jazz-Gitarrist mit seinem Trio ein Live-Album raushaut, das selbst den ganz Großen ihres Fachs gut zu Gesicht stehen würde.
FAZIT: Der 20jährige Arditi ist ein echtes Jazz-Gitarristen-Wunderkind, das mit seinem TAL ARDITI TRIO auf „Portrait – Live At ‚A Trane‘ Berlin“ ein schwer beeindruckendes Jazz-Debüt präsentiert, das selbst bei einem PAT METHENY Begeisterung auslöste. Wo nur soll bei so viel Talent die weitere Jazz-Rock-Reise noch hingehen? Man muss gespannt sein! Auch auf das erste „echte“ Studio-Album.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.11.2018
Andreas Lang
Tal Arditi
Tobias Backhaus
Eigenvertrieb
64:23
02.11.2018