Wer hat Lust aufs Tango-Tanzen?
Oder noch besser: aufs Tango-Hören?
Dessen Begeisterung wird garantiert über „Confesión“ von TANGO FUEGO riesig sein.
Hinter TANGO FUEGO, die in ihrer Musik eine großartige, durchgehend Tango tanzbare Musik aus Jazz, Klassik, Latin und Tanzrhythmen mischen, verbirgt sich ein Jazz-Quartett um den Bandoneon-Spieler mit sizilianischen Wurzeln Sergio Fabian Carbone, den Jazz-Klavier-Hochschullehrer, Pianisten, Komponisten und Produzenten Detlef Strüwe, den aus dem Jazz und Musical kommenden Kontrabassisten Fritz Roppel und dem klassischen Konzertmeister und Violinisten Sebastian Reimann. TANGO FUEGO gründeten sich im Jahr 1991 und entwickelten sich Schritt für Schritt zu den größten deutschen Tango-Koryphäen, die auf vielen internationalen Bühnen auftreten, jede Menge Preise einheimsten und mit „Confesión“ bereits ihr fünftes Album vorlegen.
Der Tango – das ist der Tanz und auch die Musik der großen Liebe. Und er weckt Erinnerungen an Zeiten gelebter Leidenschaft, weswegen in dem dreifaltigen Digipak uns eine von den Musikern in Worte gefasste Stimmung begrüßt, die wir beim Hören der Musik ganz ähnlich empfinden sollten: „Vielleicht begegnen wir uns. An einem verregneten Tag im Herbst. Auf der Brücke über dem stillen Fluss, der so mächtig fließt wie das Leben. Am Anfang brausend und schnell, später ruhig und still, bis es endet, am Meer des Vergessens, da auf der Brücke, im kurzen Moment der Umarmung erzählen wir uns unser Leben.“
Die musikalisch tanzbare Umrahmung bei unserer Lebensbeichte lassen mit allen Höhen und Tiefen TANGO FUEGO auf „Confesión“ erklingen, wobei sie im das Album eröffnenden Titeltrack mit der Peter Spans gewidmeten Filmmusik zu dem 3-D-Kinofilm „Lonely Hearts Korner“ beginnen, gefolgt von „Anhelo“, zu denen die Band bemerkt, dass „Sehnsucht viele Facetten“ hat, um „Wenn‘s brennt...“ auf „<a href="https://www.youtube.com/watch?v=4k6i1CTk-2E" rel="nofollow">„Milonga 112“</a> zurückzugreifen, bis mit „Liebesmelodie 1“ das Leitmotiv für die Liebesszenen im Stummfilm Klassiker „Metropolis“ beginnt.
Überhaupt hat es „Metropolis“ TANGO FUEGO maßgeblich angetan, sodass die Musiker wiederholt <a href="https://www.youtube.com/watch?v=ssgv0Q9sMos" rel="nofollow">mit ihrer Musik auf Szenen dieses Films</a> eingehen.
Trauriger wird es mit „Adios Nonino“, einem Stück mit dem ASTOR PIAZZOLLA von seinem Großvater Abschied nahm. Auch der folgende Tango „Don Leonardo“ ist eine Widmung, diesmal an den Bratschisten BRUNO LEONHARD REIMANN.
„Obscuro“ greift dann erneut <a href="https://www.youtube.com/watch?time_continue=6&v=g-injUnURy0" rel="nofollow">auf Fritz Langs „Metropolis“</a> zurück und präsentiert als Tango im Stil der modernen klassischen Musik des frühen 20. Jahrhunderts die Transformation der Menschmaschine „Hel“ - ein finsterer, melodramatischer Tango, der einen auch ohne dass man dazu das Tanzbein schwingt, sofort gefangen nimmt.
Mit „Soledad“ – Einsamkeit – wählen TANGO FUEGO erneut ein Werk von Piazzolla aus, das sie als eins seiner „schönsten und tiefgründigsten Balladen“ bezeichnen, in der man die Erotik förmlich knistern hört, welche sie aber sofort mit dem nächsten „Metropolis“-Teil, diesmal der „Maschinen-Moloch“-Szene, „Heavy Canjengue“ voller Finsternis beiseite schieben.
Göttlich mit dem Tango-Gebet „Oración“ - eine Tango-Hommage an Bachs Choral „Zion hört die Wächter singen“ - geht das leidenschaftliche, aber manchmal durchaus etwas melancholisch wirkende 2017er-Album „Confesión“ von TANGO FUEGO zu Ende und lässt in dieser Vielfalt garantiert auch begeisterte Zuhörer zurück, die nicht unbedingt nur auf Tango stehen.
Schluss – FATIT – und aus: jetzt werden erst einmal wieder ein paar Tango-Schritte geübt. Ein leidenschaftlich-geil(machend)er Tanz eben mit der passenden Musik dazu.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.01.2018
Fritz Roppel
Detlef Strüwe
Sebastian Reiman (Violine), Sergio Fabian Carbone (Bandoneon)
Westpark Music/Indigo
53:25
25.08.2017