Jüngst lockten TASTE OF GREED im Vorprogramm von Obituary und Deserted Fear auf die falsche Fährte, denn mit reinrassigem Death Metal hat die seit etwa fünf Jahren existierende Gruppe aus Hamburg nur am Rande zu tun, auch wenn ihr Frontmann aggressiv ins Mikrofon bellt. Die Band spielt vielmehr tödlichen Thrash und stellt dabei gehobene Ansprüche an sich selbst.
Will heißen: Die Hanseaten musizieren mit ausgesprochener Detailverliebtheit, auch wenn man sie nicht unbedingt progressiv nennen kann und ihre Songs geradlinig nach vorne losgehen. Im Kern bietet "Irreversible" über weite Strecken hinweg melodischen Thrash Metal mit ausgefeilten Leads und zahlreichen Harmony-Parts seitens der beiden Gitarristen. Jens Doelken grölt mitunter wie Chuck Billy auf den Testament-Alben seit "Low", und die Amerikaner dürften auch einer der wichtigsten Einflussgeber von TASTE OF GREED sein, die dieses Debüt übrigens ganz DIY über ihr eigenes Label herausbringen.
Dass kein einziges Stück auf "Irreversible" kürzer als fünf Minuten ist, obwohl die Musiker mit hoher Schlagzahl riffen und klopfen, geht weder zu Lasten der Eingängigkeit des Materials, noch gewinnt man deswegen den Eindruck, die Band würde zu lange auf halbseidenen Ideen herumreiten. Wie gesagt legt sie eine löbliche Sorgfalt beim Komponieren an den Tag, weshalb wirklich alles genau an der richtigen Stelle platziert zu sein scheint.
Atmosphärische Parts mit cleanen Gitarren lockern das wütende Ganze auf und tun der Dynamik gut, genauso wie klug eingefädelte Tempowechsel hier und dort. So bleiben TASTE OF GREED weitgehend unberechenbar und überraschen immer dann, wenn man meint, ein bestimmter Song könne nur noch linear so oder so verlauf. 'Deadlock', das mehrere Wandlungen durchläuft, ist ein hervorragendes Beispiel dafür.
Ein letztes Lob auch dafür, dass die Gruppe anders als so viele ihrer Zunft eben nicht langweilt, wenn sie mal auf Midtempo macht wie im Titelstück. Ergo …
FAZIT: … ist "Irreversible" ein rundum gelungenes, regelrecht beeindruckendes Stück moderner Thrash Metal mit Death-Grundierung. TASTE OF GREED legen die Messlatte mit diesem Einstand in schreiberischer und auch produktionstechnischer Hinsicht für sich selbst wie andere Kapellen sehr hoch an. Wir sind gespannt, was die Zukunft bringt. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/8b7b846561684964814834179046ddd3" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.04.2018
Greedify
45:15
04.05.2018