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Tessellated Shapes: In Different Frames

Stil: Progressive Rock/-Metal

Cover: Tessellated Shapes: In Different Frames

Der eigenwillige, etwas gespreizt wirkende Name der Dortmunder Band passt perfekt zur dargebotenen Musik. Es beginnt gleich mit Häktik Intergaläktik. Ein vertracktes Riffgewitter eröffnet das Album, um nach wenigen Sekunden fließenderen Klängen zu weichen. Das Tempo wird rausgenommen, Sängerin Sabrina Lupp steigt gefühlvoll ein, bis zum nächsten Break. Dann setzt es Double-Bass-Attacken, gar nicht einmal mit höchster Geschwindigkeit, aber äußerst pressend.

So changiert die Musik von TESSELLATED SHAPES zwischen heftigem, komplexen Progressive Metal, symphonischem Prog und elegischen, mitunter klassizistischen Passagen, die gerne vom Piano oder anderweitigen Tasteninstrumenten angeleitet werden. Jeder Musiker bekommt Raum für Soli, wobei den Gitarren die meiste Einsatzzeit zugestanden wird. Doch auch Chris Grundmanns Involvierung als Keyboarder geht weit über einen Gastbeitrag hinaus. geht Lupps kräftige, manchmal ein wenig knödelnde, Stimme, kommt sowohl mit leisen wie lauten Stellen gut zu Recht, ist variabel genug, um die Longtracks zu tragen.

Immerhin drei Tracks sind weit über zehn Minuten lang. Am besten schneidet dabei das zwanzigminütige Finale „Movements Outside The Window“ ab, das sowohl über epischen Atem wie eine geschickte Dramaturgie verfügt, die sich von kleineren zu größeren Höhepunkten auf- und abschwingt. Misslungen ist kein Track des Albums, technisch überzeugt die Musik ebenfalls, doch trotz aller Breaks, der Nervosität und dem kunterbunten Hin und Her hätte ein wenig mehr Kompaktheit und Entschleunigung dem ausufernden Treiben nicht geschadet. Es schleichen, beziehungsweise krachen, sich doch einige Wiederholungen ein und mitunter wirken die Brüche etwas hakelig und willkürlich.

Doch wird man immer wieder entschädigt durch gefühlvolle Zwischenspiele, packende Soli (wie das kurzen knackigen Basslauf auf „Tesselations Part I“) und hymnische, fast pastorale, Sequenzen. Besondere Anerkennung für die ganz überraschenden Momente, in denen Jazz Respekt gezollt wird (der äußerst witzige und swingende Start von „Movements Outside The Window“) oder ein wenig chansonesque Weltmusik mit Charme einbezogen wird (ebenfalls im vorzüglichen Finalsong).

FAZIT: „In Different Frames“ ist ein ambitioniertes Debüt, das ein ausdauerndes Feuerwerk zwischen frickeligem Prog-Metal und gemütvollem, symphonischem Progressive Rock entfacht. Nicht jede Rakete zündet, mancher vermeintliche Knaller verpufft in dem Nebel, der leider eine Begleiterscheinung von überbordendem Gezündel ist. Wer aber die Musik von DREAM THEATER bis hin zu VANDEN PLAS mag, oder um Tempo und allzu Innovatives rauszunehmen, KNIGHT AREA und ähnliche Bands, der dürfte an „In Different Frames“ über weite Strecken viel Spaß haben. Vor allem der zwanzigminütige Abschluss ist ein funkelndes Kronenbukett. So kann es weitergehen.

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.01.2018

Tracklist

  1. No Movement Behind The Curtains
  2. Try to Explain
  3. Resentful
  4. Tessellations Part 1
  5. Movements Outside The Window

Besetzung

  • Bass

    Andreas Bracht

  • Gesang

    Sabrina Lupp

  • Gitarre

    Daniel Düring

  • Keys

    Chris Grundmann

  • Schlagzeug

    Till Minte

Sonstiges

  • Label

    Eigenproduktion

  • Spieldauer

    61:58

  • Erscheinungsdatum

    16.06.2017

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