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The Amazing Keystone Band: Django Extended

Stil: Jazz

Cover: The Amazing Keystone Band: Django Extended

Dafür, wie THE AMAZING KEYSTONE BAND Sergei Sergejewitsch Prokofjews Schlüsselwerk "Peter und der Wolf" und "Karneval der Tiere" von Camille Saint-Saëns in den Jazz überführt haben, gebührt ihnen ein Orden, doch sollte Bastien Ballaz und Konsorten bewusst geworden sein, wie wegweisend sie musizieren, ruhen sie sich nicht auf Lorbeeren aus, die ihnen von außerhalb zuteil werden. Davon legt nun eine weitere Hommage entschieden Zeugnis ab.

"It's in the title" … Selbstverständlich setzt sich ein "Django Extend" genannte Album mit der Zigeuner-Jazz-Legende Jean-Baptiste "Django" Reinhardt (geboren 1910) auseinander, die als gelernter Banjo- und Geigenspieler ein völlig neues stilistisches Idiom innerhalb des Jazz schuf. Der letztlich an der Gitarre "hängen gebliebene" Belgier avancierte gemeinsam mit Streicher-Virtuose Ste?phane Grappelli zu den Fortentwicklern einer dezidiert europäischen Jazz-Sprache schlechthin, indem er amerikanischen Swing mit der Folklore von Roma und Sinti verschmolz, und sein Früher Tod 1953 trug lediglich zur Bildung erschöpfender Mythen bei.

"Django Extended" bedeutet nun seiner Benennung gemäß, dass THE AMAZING KEYSTONE BIG BAND den Faden, den Reinhardt einst geknüpft hat, in zeitgenössischer Weise weiterspinnt, ohne das Vermächtnis zu beschmutzen. Das vielköpfige Ensemble verleiht dem Ausgangsmaterial einen geradezu orchestralen Klang, in dessen breitem Bett man die Originalkompositionen allerdings zu jeder Sekunde wiedererkennt. Die Liebe der Beteiligten zur Materie ist dabei ebenso offenbar wie ihre umgekehrt richtiggehend nüchterne Herangehensweise, wenn es an die Interpretation derselben geht.

So vereinen sich überragendes Handwerk und Feeling in idealer Form. THE AMAZING KEYSTONE BAND wandern sozusagen chronologisch durch Reinhardts Vita und beschränken sich dabei nicht bloß auf Standards, die selbst derjenige kennt, dem der Name des Urhebers gar nicht bekannt ist ('Nuages', 'Djangology' - beide klingen wie ausgewechselt), sondern versuchen sich auch erfolgreich an weniger augenfälligen Teilen von Djangos Repertoire.

Gerade dessen Deutung auf elektrifizierter Weise, bietet gleichermaßen Diskussionsstoff wie Anlass zur neuerlichen Beschäftigung mit dem gehuldigten Künstler; da verkommen Gäste wie Geiger Didier Lockwood praktisch zur Nebensache.

FAZIT: Ein liebenswürdiger (mit Betonung auf "würdig") Tribut an Django Reinhardt, der anders als die offengestanden wenig kreative Gypsy-Jazz-Szene in ihrer Gesamtheit außerordentliche Akzente setzt, wenn es um die Neubewertung des Vermächtnisses der Ikone geht. Wer einen Hang zur Akustikgitarre hat und Sinfonischem ohne Klassik-Mief nicht abgeneigt ist, muss das hier hören. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/f63f1b65ad344fcc81b2903dcd2bcd7d" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.03.2018

Tracklist

  1. Djangology
  2. Troublant Bolero
  3. Nuages
  4. Rhythme Futur
  5. Manoir De Mes Rèves
  6. Tears
  7. Anouman
  8. Flêche D'Or
  9. Minor Swing

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Moose

  • Spieldauer

    48:21

  • Erscheinungsdatum

    02.03.2018

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