Um als Rockband ohne Gesang noch jemanden zu beeindrucken, muss man sich einiges einfallen lassen, doch THE CLOUNDS WILL CLEAR gelingt mit ihrem ersten Album, das vier Jahre nach einer selbst betitelten EP erscheint, auch ohne spektakuläre Gimmicks genau das: Die Gruppe konzentriert sich auf Edelklang, den sie bereits mit audiophil gemastertem Vinyl geboten hat, und hat auch jene sorgsam ausgearbeiteten Kompositionen parat, die diesen Aufwand überhaupt erst rechtfertigen.
"Recollection Of What Never Was" zeichnet sich durch eine unaufdringliche Zugänglichkeit aus, die man der Band fast als Hit-Faktor ausstellen dürfte, wenn ihre Stücke letzten Endes nicht doch zu unkonventionell für eine Alltagsbeschallung wären. Bereits die Frage-Antwort-artige Motivik von 'In Cycles', einem luftigen, schlussendlich vorwärts treibenden Glanzstück, das man sich durchaus auch von Long Distance Calling vorstellen könnte, deutet darauf hin, dass THE CLOUDS WILL CLEAR auf Interaktion mit Hörer pochen - und dieser Anspruch erscheint in Hinblick auf das Material an sich überhaupt nicht verkopft.
Die Scheibe lässt sich in ihrer Gesamtheit wunderbar leicht erfassen. Ein Stück wie 'Recollection' kreiselt nach einfühlsamem Klavier-Intro zu gebirgshohen Spannungsspitzen empor und endet mit falls nicht bedrückendem, so doch nicht unbedingt verbindlichem Unterton, also kann hier von nebelhaftem Geplätscher keine Rede sein. Und dann die wonnigen Melodien von ' Attack Warning' … allerdings hängt der Himmel bei THE CLOUDS WILL CLEAR nicht nur voller Geigen, denn zum Schluss ist es just jene ausgewogene Mischung aus finsteren und lichten Momenten, die dieses Debüt zu einer ziemlich großen Nummer macht.
FAZIT: THE CLOUDS WILL CLEAR sind definitiv eine Band, die im unübersichtlichen Instrumental-Rock-Getümmel nicht verlorengehen darf. Mit "Recollection Of What Never Was" platziert sich das Quartett schier mühelos im vorderen Szene-Drittel, und jetzt gilt es, wie blöde live zu spielen, um überbewerteten Veteranen wie Russian Circles, die mittlerweile arg schwächeln, zu zeigen, wo der Post-Rock-Hammer hängt.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.09.2018
Tonzonen
44:35
21.09.2018