Der Rolling Stone überschlägt sich bei der Lobpreisung von THE COURETTES, sodass auf ihrem zweiten, mit gerade mal einer halben Stunde Laufzeit unverschämt kurzen Album <a href="https://www.youtube.com/watch?v=ITHVwLcitSo" rel="nofollow">„We Are THE COURETTES“</a> gleich ein ganzer Artikel von David Fricke, dem RS-Journalisten, auf dem Album landet, in dem von der „Fuzz-Sensation“ des dänisch-brasilianischen Garagen-Rock-Duos die Rede ist, bei dem die singende Gitarristin Flavia Couri mit ihren „Atomic Fuzz-Guitar-Sounds“ und ihr Schlagzeug spielender Ehegatte Martin Couri mit seinem ekstatischen Drumming ein wahres Sixties-Feuer entfachen: „They sounded exactly like the title <a href="https://www.youtube.com/watch?v=Xx_KLyNa3V0" rel="nofollow">‚Boom! Dynamite!‘</a> That thunder, lightning and velocity are all here – again and better, in new songs that keep kicking the history forward.“
Viel mehr Infos, wie Texte, Bilder oder Ähnliches bzw. ein Booklet, bleiben dem neugierig gewordenen Hörer auf dem rundum sporadischen Album – ob nun als CD oder LP – jedenfalls vorenthalten. Das spricht nicht gerade für THE COURETTES und die dicke Überraschung kommt erst noch – der schlechte Sound, der vielleicht 60er-Jahre-authentisch wirken soll, aber nur dumpf und mies produziert klingt.
THE COURETTES sind tatsächlich der pure Retro-Fuzz-Sound, der aus den Boxen ballert und den das Duo unter dem Begriff „Fuzz Garage!“ an den Mann, die Frau bringt – natürlich mit dem Verweis: „Turn up the volume...“. Nur wenn man seine Lautstärkeregler wirklich sehr hoch dreht, dann mulmt es aus den Boxen und ein klangvoller Genuss sieht anders aus und hört sich vor allem anders an.
Natürlich werden alle, die bei dem Auftreten und der Erscheinung von THE COURETTES an THE WHITE STRIPES und THE RACONTEURS von JACK WHITE denken, sofort auf ihr Kosten kommen, nur dass im Falle von THE COURETTES die Rollen getauscht sind und bei den Eheleuten White – im Gegensatz zu den Eheleuten Couri – Jack für Gitarre und Gesang und Meg für Schlagzeug und Gesang zuständig waren. Der Sound und die Kompositionen jedenfalls könnten direkt aus der Fuzz-Rock-Garage von THE WHITE STRIPES kommen. Und dass Sängerin Flavia Couri nicht nur vom Äußeren her eine starke Ähnlichkeit zu AMY WINEHOUSE aufweist, sondern auch ihr musikalisches Temperament hochexplosiv ist, tut den wilden Rhythmen und urwüchsigem Rock(‘N‘Roll) mit ein paar Punk-Attitüden, die einen mitunter wie eine Retro-Druckwelle überrollen, nur gut.
Die Songs selber sind alle im Girlie-Power-Fieber einfach gestrickte Losgeh-Nummern, zu denen man abhotten kann, mit Riffs, die man so schon tausendfach gehört hat und die einen auch anno 2018 noch mitreißen – genauso eben wie vor über 50 Jahren. In der Beziehung jedenfalls hat sich nichts geändert – und darum wohl wird der musik-journalistische Nachlassverwalter „Rolling Stone“ auch seine wahre Freude an dieser klangtechnisch verhunzten Scheibe haben. Ob das den durch moderne Technik verwöhnten Ohren der Gegenwartshörer, die nicht immer nur einen, zwei, drei, unendlich viele Blicke zurück in die Musik-Vergangenheit werfen, ähnlich geht, bliebt sehr, sehr zweifelhaft.
FAZIT: THE COURETTES waten mit Fuzz-Gitarren-Jukebox-Sounds als dänisch-brasilianisches, bereits durch den Ehehafen geschifftes, Duo mit „We Are THE COURETTES“, ähnlich wie THE WHITE STRIPES, tief durch den Garagen-Fuzz-Rock der frühen 60er-Jahre und können dabei sound-technisch und auch von der Lauflänge (31 Minuten für einen Longplayer sind viel zu kurz!) kaum überzeugen. Retro, schön und gut, aber diese Art von Authentizität ist gnadenlos überholt, auch wenn der Rolling Stone das anders sieht und sich sogar noch für einen langen Beitrag auf und zu diesem Album hinreißen lässt.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 31.03.2018
Flavia Couri, Martin Couri
Flavia Couri
Martin Couri
Sound Of Subterrania
31:43
30.03.2018