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The Dean Ween Group: rock2

Stil: Rock?

Cover: The Dean Ween Group: rock2

Wer wissen möchte, was passiert, wenn man sich seit 1984 in diversen Aufnahmestudios wegschließt, um täglich zwei Demos aufzunehmen, von deren Qualität man so sehr überzeugt ist, dass man glaubt, sie der breiten Öffentlichkeit vorstellen zu müssen, obwohl man – laut eigener Aussage – den Überblick über den Wust an Outputs längst verloren hat und die Katalogisierung des Materials allein schon einen Full-Time-Job darstellen würde, sollte sich das neue Album der DEAN WEED GROUP „rock2“ anhören.

Diejenigen, die das nicht wissen möchten, oder denen klar ist, wohin obige Arbeitsweise führen muss, sollten sich der Scheibe nur als ausgewiesene MICHAEL MELCHIONDO, JR. Fans nähern, denn Kreativität und Witz, die in den Anfängen seines Schaffens durchaus vorhanden waren, sind dem burned-out Workaholic mit den Jahren leider abhanden gekommen.

Nähert man sich dem neuesten Werk des Deaners unvoreingenommen, bleibt nicht viel Positives zu berichten übrig. Schlaffe Kompositionen, überfrachtet mit antiquiert anmutenden Gitarrensoli, die selbst in den 70ern nur noch müde belächelt worden wären, bestimmen den dilettantisch abgemischten Soundbrei der 11 Tracks, während Wah-Wah Pedals wiederholt zum Glühen gebracht werden und selbst die spärlich vorhandenen Highlights ad absurdum führen.

Daneben gibt es schon grotesk lächerliche Titel wie „Pussy On My Pillow“, mit Texten, die weder komisch noch witzig noch kreativ, bestenfalls einfach nur platt zu nennen sind, (Put your finger right in my ass, dear), übrigens nach Aussage Weens ein Titel, auf dessen Textidee vom „potty-planning“ er besonders stolz ist. Der Intrumental-Rohrkrepierer „Love Theme From Skinheads Kicking Your Ass“ wartet mit unmotiviert eingestreuten Oi-Lauten auf, für die sich die Jungs von COCKNEY REJECTS auf offener Bühne gegenseitig geohrfeigt hätten.

„Yellow Pontiac“ ist kein gelbes U-Boot, dafür aber unterirdisch in jeder Hinsicht, denn hier wird zu bei Jimi Hendrix abgekupferten Basslines derart stümperhaft bei gleichzeitig unglaublich hoher F*** - Dichte abgerockt, dass man sich fragt, ob das „scheiß teure Equipment wie Neve Konsole und Neumann Mikrofon“ nicht besser hätte eingesetzt werden können. Hätte Ween die Marken nicht selbst benannt, wäre niemand auf die Idee gekommen, dass etwas anderes als Ramschware im Studio zu Aufnahmezwecken verwendet worden wäre.

„The Ritz Carlton“, entstanden auf einem Kreuzfahrtschiff nach zwei Shows um vier Uhr morgens, ist eines der wenigen Highlights des Albums, denn hier blinzelt doch tatsächlich etwas verschlafen das Talent Weens durch das Soundbrei White-Out und entschwindet mit dem heimlich zu Wasser gelassenen Tender-Boot ins Nirgendwo.

FAZIT: THE DEAN WEEN GROUP liefert mit ihrem zweiten Album „rock2“ den Beweis, dass es nicht immer von Vorteil ist, permanent und ohne Pause mit der Musik beschäftigt zu sein. Einfallslosigkeit wohin man hört, Songs ohne Esprit und Witz, monotones Einerlei und hoffnungslos antiquierte Produktion hinterlassen eine Spur Ratlosigkeit, denn mit der Qualität von „Chocolate And Cheese“ oder „12 Golden Country Greats“ hat der neueste Output MICHAEL MELCHIONDOs nichts mehr zu tun. Leider.

Punkte: 5/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.05.2018

Tracklist

  1. Showstopper
  2. Fingerbangin´
  3. Don´t Let The Moon Catch You Crying
  4. Waste Station 9
  5. Love Theme From „Skinheads Kicking You Ass“
  6. Someone Greased The Fatman
  7. The Ritz Carlton
  8. This Heart Of Palm
  9. Yellow Pontiac
  10. Pussy On My Pillow
  11. Sunset Over Belmar

Besetzung

  • Bass

    Dave Dreiwitz

  • Gesang

    Michael Melchiondo Jr., aka Dean Ween, aka The Deaner

  • Gitarre

    Michael Melchiondo Jr., aka Dean Ween, aka The Deaner

  • Keys

    Glenn McClelland

  • Schlagzeug

    Claude Coleman Jr.

Sonstiges

  • Label

    Schnitzel Records / Indigo

  • Spieldauer

    38:27

  • Erscheinungsdatum

    27.04.2018

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