U96 sind zurück – nach 11 Jahren!
Und was gibt‘s außerdem Neues von U96?
Höchstens die Tatsache, dass sie anno 2018 noch genauso wie vor 11 und vor 26 Jahren, als sie mit „Das Boot“ ihre Techno-Reise antraten, klingen!
Dieses Album ist ausschließlich etwas für Techno-Nostalgiker mit Hang zum Rave und (neuerdings ganz besonders) zu KRAFTWERK, die bereit sind, sich mit dem während des 2. Weltkriegs kriegerischen U96-Boot in die (Un-)Tiefen einer längst vergessenen, neu gewellten, Techno-Einheitsrhythmus-Brei-Zeit – die in den 90er-Jahren noch was völlig Neues und darum zugleich Faszinierendes war – zu begeben, ohne dabei abzusaufen wie die U96 in <a href="https://www.youtube.com/watch?v=7pzKyeIex2Y" rel="nofollow">dem Film „Das Boot“</a>, zu dem U96 damals <a href="https://www.youtube.com/watch?v=YVxXbTk-zsQ" rel="nofollow">den ersten Techno-Soundtrack</a> beisteuerte und Megaerfolg (14 Wochen auf Platz 1 der deutschen Charts und mehr als 1 Million verkaufter Tonträger) dabei hatte. Mehr Erfolg als ein an dem 1981 entstandenen Film beteiligter Schauspieler, der dann ein Jahr später als Sänger seinen hammerharten Durchbruch feiern durfte: HERBERT GRÖNEMEYER!
Das Electro Duo Ingo Hauss & Hayo Lewerentz, denen als U96 der Durchbruch gelang, haben auf ihrem so doppeldeutig benannten <a href="https://www.youtube.com/watch?time_continue=20&v=SUhd2gVwKzY" rel="nofollow">2018er-Album „ReBoot“</a> auch musikermäßig gehörig aufgerüstet und in ihr Boot geholt (So ein Wortspiel kann man sich wirklich nicht sparen!): die Soul-Sängerin TERRI B!, den Dark-Electro-Popper JOACHIM WITT und den KRAFTWERK-Schlagzeuger WOLFGANG FLÜR, der zugleich die größte Bereicherung für das aktuelle Album darstellt.
Man glaubt mitunter tatsächlich, statt aller Nachtigallen, „Die Roboter“ tapsen zu hören, während sich das „Model“ für den nächsten Besuch im KRAFTWERK schön macht, um sich mal wieder eine gehörige Prise „Radioaktivität“ durch die Nase, nein, besser doch Ohren, zu ziehen.
Noch dazu ist der fette Electro-Sound von den Bässen, Höhen und Stereo-Effekten her einfach umwerfend programmiert.
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=S-vquQfQK5s" rel="nofollow">„Angels“</a> mit TERRI B! wiederum ist eine schwer hitverdächtige Electro-Pop-Nummer geworden, die sich offensichtlich im Spielfeld von ENIGMA und ERASURE bewegt, während man bei <a href="https://www.youtube.com/watch?v=OdtTU12c3Co" rel="nofollow">„Quo Vadis“</a> mit JOACHIM WITT den Eindruck hat, wir hätten uns in einer Kombination aus „Flut“- und RAMMSTEIN-Grusel mit einem apokalyptisch anmutenden Text, der dann inhaltlich in ähnlicher Weise auf <a href="https://www.youtube.com/watch?v=YWaZuEDUlKo" rel="nofollow">„Losing Our Time“</a> – aber musikalisch im NEW ORDER-Stil – wieder aufgegriffen wird, verloren.
Doch selbst wenn wir gleich zweimal auf „ReBoot“ den Titel <a href="https://www.youtube.com/watch?time_continue=1&v=LpYWZx4ar9Q" rel="nofollow">„Zukunftsmusik“</a>, bei dem ein KRAFTWERKer schlagkräftig mitwirkt, hören, ist die Musik bei U96 kein Blick in die Zukunft, sondern viel eher in die Techno-Vergangenheit, in welcher PRODIGY, SNAP!, DAFT PUNK oder NEW ORDER ihre Techno-Segel hissten, während U96 untertauchte.
Idealen Musik-Stoff für alle Nackedeis der Love Parade haben auch U96 noch jede Menge zu bieten, wobei sie sich aber nicht verkneifen können, gewisse Stampf-Rhythmen in ihrer Eintönigkeit dermaßen in die Länge zu ziehen, dass diese zwar auf der Love Parade oder in einem Dance-Club, den wir früher Techno-Schuppen nannten, sicher funktioniert, vor der heimischen Anlage auf die Dauer aber etwas nervt.
Das gilt für die 75minütige Haupt-CD genauso wie für die 35minütige Bonus-CD.
FAZIT: U96 gelingt auf „ReBoot“ das Kunststück, eine gehörige Portion Techno-Nostalgie, mit all ihren Höhen (starke Sounds und ekstatische Tanzbarkeit) und Tiefen (eintöniges Ausreizen ewig gleich programmierter Computer-Rhythmen) in die Gegenwart zu holen.
„Das Boot“ ist rebootet und wartet nun darauf, entweder gehörig durchzustarten oder im musikalischen Techno-Sankt-Nimmerleins-Land unterzugehen.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.07.2018
Ingo Hauss, Hayo Lewerentz, Terri B!, Joachim Witt, Wolfgang Flür
Ingo Hauss, Hayo Lewerentz
Wolfgang Flür
Unltd Recordings/Soulfood
111:21
29.06.2018