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UB40: A Real Labour Of Love

Stil: Reggae, Pop, Cover-Versionen

Cover: UB40: A Real Labour Of Love

Für viele ist es sicher ein freudiges Ereignis, dass UB40 – gegründet im Jahr 1978 – bereits wieder wild in ihrem musikalischen Liebeslabor experimentieren, für die Band allerdings, die so unglaublich erfolgreich bei diesen bereits vier Cover-Version-Musik-Experimenten (1983 Labour Of Love I / 1989 Labour Of Love II / 1998 Labour Of Love III / 2010 Labour Of Love IV) ein hochexplosives Gemisch aus Reggae und Pop zusammenbraute, ist das Erscheinen von „A Real Labour Of Love“ zugleich mit einem traurigen Ereignis verbunden, weswegen die Doppel-LP bzw. CD eine spezielle Widmung erhielt: „Album dedicated to John Johnson“.

Der Hintergrund dieser bedrückenden Widmung basiert darauf, dass der langjährige Posaunist John Johnson, der bereits bei Simply Red und dann UB40 spielte – außerdem auch noch auf „A Real Labour Of Love“ durchgängig zu hören ist – am Vorabend eines UB40-Benefiz-Auftritts, bei dem die Band wegen seines Krebsleidens Geld für seine Behandlung einspielen wollte, verstarb. So kam es zu dieser Widmung, die dem Thema Liebe auch eine dunkle Seite, die viel zu oft vergessen wird, verleiht.

Deutlich lebendiger aber geht es allerdings musikalisch auf dem Album zu, das natürlich wieder ausschließlich Cover-Versionen enthält, allerdings erstmals aus einem anderen Blickwinkel zusammengestellt als auf den vier Cover-Alben zuvor, wozu Sänger Ali Campbell, der auch als Produzent fungiert, bemerkt: „Auf den ersten Alben waren hauptsächlich Songs, mit denen wir aufgewachsen sind. Das neue Album ist den Platten gewidmet, die wir hörten, als wir mit UB40 unterwegs waren.“

Was bleibt, ist die Frage, um wie viele verkaufte Exemplare ihres 2018er-Albums, die bereits 70 Millionen verkauften Einheiten ihrer anderen Alben erhöhen werden. Und natürlich bleiben UB40 auch diesmal sich und ihren Pop-Reggae-Rhythmen, angereichert mit breiten Bläser-Sätzen und elektronischen Spielereien, absolut treu.
UB40s Musik geht sofort ins Blut und dann in die Füße. Jamaica lebt spürbar, jedenfalls musikalisch, wenn man die beiden LPs – eine im orangen und die andere im lila Vinyl-Gewand – auf seinem Plattenteller rotieren lässt. Bei dieser tollen, farbenfrohen Gestaltung, auch der Gatefold-Plattenhülle, sollte man unbedingt nicht nur als Vinyl-Liebhaber auf die Doppel-LP-Variante von „A Real Labour Of Love“ zurückgreifen.

Noch dazu klingt die LP-Variante ungeheuer voluminös und richtig fett produziert – genau passend zu den bombastischen Bässen, welche die Rhythmen des gesamten Albums grundieren und den Reggae-Takt vorgeben. Oftmals fühlt man sich bei den insgesamt 16 Songs, die allesamt Hit-Charakter haben, an EDDY GRANT erinnert. Oder eben an die goldenen UB40-Zeiten, als die in den 80er- und 90er-Jahren noch Spitzenplätze erst in den englischen, später auch amerikanischen und europäischen Charts eroberten. Der zweite Sänger des UB40-Stamm-Trios, Astro, stellt dazu fest: „Wir verbrachten viel Zeit in Jamaica und einige dieser Songs haben wir dort im Radio oder auf der Straße gehört. Die Sänger dieser Lieder waren unsere Helden. Das sind echte Reggae-Künstler.“

Noch dazu werden die drei UB40s von acht weiteren Musikern, die durch wilde Perrcussion, viel Gebläse, den charismatischen, manchmal elektronisch verfremdeten Gesang, der sich sofort im Ohr festsetzt, und gleich zwei Keyboarder unterstützt. So klangen sie einst, die guten, alten UB40-Zeiten. Und auch die modernen UB40-Zeiten klingen gänzlich genauso – und das ist verdammt gut so!

FAZIT: Die Reggae-Pop-Cover-Meister UB40 sind mit ihrem musikalischen Liebeslabor zurück und verfolgen eine klare Absicht: „Die meisten dieser Songs kannten wir schon in- und auswendig, bevor wir ‚A Real Labour Of Love‘ aufnahmen. Die Herausforderung für uns war, ihnen unseren Stempel aufzudrücken, und sie nicht einfach zu covern.“ Vorhaben gelungen und mit „The Real Labour Of Love“ erfüllt, auch wenn solch Super-Hits wie „Red, Red Wine“ oder „Kingston Town“ fehlen, ist das gesamt Album im Grunde ein echtes Hit-Album geworden.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.03.2018

Tracklist

  1. <b>Seite A</b> (17:17):
  2. Making Love (4:13)
  3. She Loves Me Now (4:31)
  4. Strive (4:43)
  5. Here I Come (3:50)
  6. <b>Seite B</b> (17:20):
  7. Telephone Love Rumours – Radio Edit (4:38)
  8. How Could I – Radio Edit (4:12)
  9. Ebony Eyes (3:39)
  10. Hush Darling (4:51)
  11. <b>Seite C</b> (16:42):
  12. Hard Times (4:43)
  13. Moving Away (3:36)
  14. International Herb (3:23)
  15. A Place In The Sun (5:00)
  16. <b>Seite D</b> (16:43):
  17. Tune In (4:22)
  18. Once Ago (3:45)
  19. In The Rain (4:14)
  20. Under Me Sleng Teng (4:22)

Besetzung

  • Bass

    Don Chandler

  • Gesang

    Ali Campbell, Astro, Matthew Hoy

  • Gitarre

    Ali Campbell

  • Keys

    Michael Martin, Michael Virtue

  • Schlagzeug

    Paul Slowly

  • Sonstiges

    John Johnson (Posaune – nach dem einspielen des Albums verstorben), Winston Rose (Saxofone), Colin Graham (Trompeten)

Sonstiges

  • Label

    Universal Music

  • Spieldauer

    68:02

  • Erscheinungsdatum

    02.03.2018

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