<i>Home is where the heart is</i>, sagt man. Lorenzo Woodrose, der mit seiner Band BABY WOODROSE durchaus international ausgerichtet ist, hat offenbar bemerkt, dass das seine trotzdem in sanftem, wiegendem skandinavischen Takt schlägt. So veröffentlicht er seine neue Solo-Platte unter seinem echten Namen Uffe Lorenzen und beschränkt sich auf Texte in seiner dänischen Muttersprache.
Aber keine Angst, Mr. Rauschebart schreibt keineswegs das Bullerbü‘sche Erfolgsrezept vom angepoppten Runen-Gedudel ab, im Gegenteil: Nicht selten bekommt man auf „Galmandsværk“ Instrumente wie Sitar, Querflöte und deren orientalische Schwester, die Basuri zu hören, außerdem Geige, Harfe und Vibraphon.
Im Zentrum dieses ausgesprochen internationalen Klangraums thront Lorenzen selbst mit Gesang und Gitarre.
Dies gilt nicht nur in klanglicher, sondern auch in kompositorischer Hinsicht. Oft wird deutlich, dass die Songs ihren Ursprung im Zusammenspiel von Gesang und Gitarre genommen haben und dass die verschiedenen Schichten der anderen Instrumente – bisweilen auch E-Gitarre – nachträglich um den harten Kern herum angelegt wurden. Das ist nicht notwendigerweise schlecht, nur gewinnt man manchmal den Eindruck, die Sicht auf das Wesentliche sei verstellt. „Galmandsværk“ steht und fällt nicht mit der Instrumentierung, sondern eben mit seinem Kern: So quillt „Dansker“ zwar geradezu über vor allerlei instrumentalem Gewölk, der zugrundeliegenden Idee viel abzugewinnen fällt trotzdem schwer. „Ny By“ hingegen hat als Emotions-Blues zwischen Corgan und Cave keinerlei Schwierigkeiten, unter der Maske aus Störgeräusch und Vibraphon gut auszusehen. „Min Skygge“ outet sich gleich gänzlich als schön-traurige Akustik-Nummer.
Das Album weist aber auch Stellen auf, wo das oben Gesagte nur eingeschränkt gilt: „Høj Som Et Højhus“ beispielsweise ist mit einem fortdauernden Stimmengewirr-Sample unterlegt, eine geschickt eingebaute Verfremdung, die dem Song eine durchaus einzigartige Note verleiht. Während es das relativ überlange „På Kanten Af Verden“ etwas zu bemüht auf eine Jam mit Bazar-Flair anlegt, ist „Flippertøs“ ein stimmiges Ganzes, die dominierende Querflöte zeigt sich als Seelengenossin von Lorenzens Stimme, die hier ungewöhnlich hoch und fragil klingt. „Sang Om Merværdi“ beweist, dass ein fordernder Protest-Song mit zusammengezogenen Augenbrauen sich gut mit einer Art Maultrommel oder Ähnlichem vermählen lässt.
FAZIT: UFFE LORENZEN präsentiert sich auf „Galmandsværk“ als ausgemacht guter Songschreiber. All die instrumentalen Reichtümer, die psychedelischen Internationalitäten, die er oft zwischen sich und den Grundgedanken der Songs aufhäuft, bereichern das Album nur teilweise.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.01.2018
Anders Kjergaard
Uffe Lorenzen
Uffe Lorenzen
Anders Kjergaard
Uffe Lorenzen
Vicky Singh - Sitar; Adam Dreisler - Basuri; Søen Siegumfeldt - Flute; Nils Gröndahl - Violin; Thomas Broge-Stark - Harp; Søren Pilegaard - Drejclire; Morten Grønvald - Vibraphon
Bad Afro Records
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10.11.2017