Die Titel ihrer neuen Stücke deuten es bereits an: UNHERZ rattern weiterhin auf der Pathos-Schiene vorwärts und fahren voraussichtlich wieder gut dabei, selbst wenn die Rheinland-Pfälzer von Glück reden dürfen, wenn sie als derart stagnierende Band neue Fans hinzugewinnen werden.
Vielleicht sind sie sich aber auch selbst genug und völlig überzeugt von ihrem als Deutschrock verkleideten Semi-Gruft-Schlager, doch wie dem auch sei - Im Vorfeld der Veröffentlichung des neuen Albums war von Geburten und Toden im privaten Umfeld der Mitglieder die Rede, was so wirkt, als wolle sich die Gruppe für Schwulst und Schmalz rechtfertigen, die das Material auf "Für immer" prägen.
Die musikalischen Grenzen liegen einerseits in Stadionrock nach dem Muster neuerer Tote Hosen, woran auch die bemüht rauen Vocals erinnern (höre im Besonderen die Vorab-Auskopplung 'Narben im Herz'), und relativen Leisetretern wie dem stereotyp Lanzen für Freundschaft brechenden Titeltrack am Ende oder 'Wir alle', das in seiner gespreizten Dramaturgie mit orchestralen Tendenzen (die sind übrigens bereits im 'Intro' vernehmbar) unfreiwillig komisch erscheint.
Die einfältige Schunkel-Nummer 'Mein Glas', in der sich Frontmann Felix Orschel zum altklugen Trinker geriert, der auf seine Kumpels anstößt, und 'Lass' sie reden' (inklusive Deppen-Apostroph), dessen konstruiert wirkende Spannungskurve ihre Wirkung am vermeintlichen Höhepunkt zum Schluss verfehlt, unterstreichen aufgrund ihrer hölzernen Arrangements, das sich UNHERZ künstlerisch dringend weiterentwickeln müssen … und andere Themen andenken sollten.
FAZIT: Im elften Jahr ihres Bestehens macht sich die künstlerische Stagnation von UNHERZ erstmals empfindlich bemerkbar. Die Band sucht spürbar nach neuen Impulsen und findet sie falls überhaupt, dann an den falschen Stellen. Mit diesem akustischen Superkleber dürfte das Quartett allenthalben einfachste Gemüter emotional berühren, die sich gegenseitig bei Böhse-Onkelz-Balladen in den Armen liegen und mitgrölen, weil "die Jungs, die sprechen uns ja total aus der Seele, ne?" <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/7a6b29aed6ce4b2381bacdcc20e49b24" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.07.2018
Laute Helden / SPV
53:15
29.06.2018