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Various Artists: Nordic Notes 100 – Great Tunes From Scandinavia

Stil: Nordic Folk, Jazz, Indie

Cover: Various Artists: Nordic Notes 100 – Great Tunes From Scandinavia

Beginnen wir mit einem dreifachen „Das“:
Das ist wirklich ein echter Grund zum Feiern!
Das Label Nordic Notes hat es im Verlaufe der Jahre auf die stattliche Zahl von 100 Veröffentlichungen gebracht.
Das ist aber nicht das wirklich Besondere – viel wichtiger ist, dass fast der komplette Katalog dieses deutschen Labels, welches sich auf moderne, aber niemals seine Traditionen verleugnende, skandinavische Musik konzentriert hat, von guter bis hervorragender Qualität lebt.

Und so etwas muss natürlich richtig gefeiert werden.
Mit Musik – einer vollgepackten Doppel-CD im wunderschönen dreifaltigen Digipak und einem 16seitigen Booklet, in dem neben jedem Titel auch das Cover der CD, von welcher der Musiker und sein Stück ausgewählt worden, abgebildet ist. Mal wieder lässt sich die große Liebe zu dem Rundum-Musikgenuss, der eben nicht nur aus Freude für die Ohren, sondern auch für‘s Auge und den Geist besteht – wie sie auch auf jeder einzelnen Veröffentlichung von Nordic Notes wahrzunehmen ist – deutlich erkennen. In dieser Beziehung setzt sich Nordic Notes schon seit seiner Gründung im Jahr 2005 von vielen anderen deutschen Musik-Label ab, die oftmals recht schludrig mit der Gestaltung ihrer Musikprodukte umgehen.
Gerade darum verfolgt auch unsere Musik-Seite sehr gespannt die Entwicklung von NORDIC NOTES und den weiteren Labels ihres Chefs Christian Pliefke, da der grundsätzlich für spannende Entdeckungen aus dem skandinavischen Musikbereich sorgt und im Booklet feststellt: „Es begann im Jahr 2005, ich war zu dieser Zeit noch Mitinhaber dreier anderer Labels und eines Musikverlags. Ich fühlte mich damals etwas eingeengt und wollte einen etwas anderen Weg gehen.“

Dieser Weg begann mit der finnischen Space- und Psyche-Band HIDRIA SPACEFOLK und setzte sich anfangs mit Psyche, Indie-Pop, Prog und Folk fort, bei dem besonders häufig Künstler aus Finnland die größte Rolle spielten, aber auch aus anderen skandinavischen Ländern, die selbst in unseren Breitengraden für ihre außergewöhnliche, oft melancholisch-verträumte und akustische Musik bekannt sind, der eine ganz bestimmte Atmosphäre innewohnt.

Leider muss man aus Sicht unserer Seite sagen, wendete sich Label-Boss Pliefke immer stärker von den progressiv-psychedelischen skandinavischen Bands, die ebenfalls eine hervorragende, wiedererkennbare, in Szene-Kreisen hoch anerkannte Musik schaffen, zugunsten des Folk- und Indie-Rocks ab, der sich zwischen jahrhundertealter Tradition und frischer Moderne bewegt und bemerkt dazu: „Langsam schlich sich immer mehr Folk in das Label-Raster. Ob moderner Folk oder traditionelle, die Musik muss mich ergreifen.“

So kamen Künstler aus Norwegen, Island, Schweden, den Faröer Inseln und sogar den Baltischen Staaten hinzu, die in ihrer Eigenart immer etwas für die deutschen Ohren recht Ungewohntes zu bieten hatten, was man ausgiebig natürlich auch auf dieser Zusammenstellung mit insgesamt 34 unterschiedlichen Musikern zu hören bekommt.

Auch ein zweites „Leider“ darf bei dieser Nordic-Notes-Zusammenstellung nicht unerwähnt bleiben, denn die Compilation bezieht sich ausschließlich auf die letzten Veröffentlichungen des Labels, während gerade die frühen, mindestens genauso interessanten (progressiven) Veröffentlichungen der Label-Geschichte komplett ausgespart werden, selbst wenn es dafür einen überzeugenden, aber trotzdem in solchem Rahmen kaum zu rechtfertigenden Grund gibt, den Christian Pliefke ebenfalls im Booklet erwähnt: „Manche werden sich fragen, warum nur Veröffentlichungen aus den letzten Jahren verwendet wurden. Viele Nutzungsrechte sind ausgelaufen und wurden nicht mehr verlängert und mir war es wichtig, das Hier und Jetzt aufzuzeigen.“
Eine ehrenwerte Mission, aber zugleich eine, die eben nicht 100 Veröffentlichungen widerspiegelt, noch nicht einmal die erste Veröffentlichung unter dem Label-Namen enthält. Das klingt irgendwie wie eine Geburtstagsfeier, die zwar ausgelassen ist, bei der aber die Omas und Opas nicht eingeladen werden. Besonders schlimm ist das gerade deswegen, weil so die Vielfalt des Labels nicht zum Ausdruck gebracht wird, die eben sehr progressiv mit Space, Psyche, sogar Punk und Indie-Rock begann.

FAZIT: Das Label Nordic Notes wurde im Oktober 2005 mit dem Hintergrund „interessante Musik aus Nordeuropa zu veröffentlichen“ von Christian Pliefke gegründet und feiert mit der Doppel-CD „Nordic Notes 100 – Great Tunes From Scandinavia“ seine hundertste Veröffentlichung, so gesehen den 100. CD-Geburtstag.
Freuen wir uns also gemeinsam mit Christian Pliefke („Ich freue mich auf weitere 100 spannende Veröffentlichungen!“) auf die nächsten 100 skandinavischen Musik-Veröffentlichungen und hoffen insgeheim, dass sich, neben dem sich immer mehr herausbildendem traditionell-modernen Folk-Schwerpunkt, auch mal wieder ein paar progressivere Klangwelten in das skandinavische Musik-Universum von Nordic Notes einschleichen. Ein FAZIT, das hoffentlich auch bei Nordic Notes auf offene Ohren stößt.

Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.01.2018

Tracklist

  1. <b>CD 1</b> (69:57):
  2. Kotiin <b>Suistamon Sähkö</b>
  3. Tuu Kerää <b>Tuuletar</b>
  4. Arktik Traktor <b>Joonas Widenius Trio</b>
  5. Mir leben Eybik <b>Louisa Lyne & di Yiddish Kapelye</b>
  6. Tuulia <b>Uusikuu</b>
  7. Wastavirta / Countercurrent <b>J-P Piirainen</b>
  8. Mun Vereni <b>Pekko Käppi & K:H:H:L</b>
  9. Humpan Kunikaan Hovissa <b>Eläkrläiset</b>
  10. Oleks Minu Olemine (If I Were) <b>Trad. Attack!</b>
  11. Drench My Soul <b>Arvvas</b>
  12. Infall <b>Folk‘ Avant</b>
  13. Framat / All Den Glädje <b>RIM</b>
  14. Utiskogen <b>Eplemöya Songlag</b>
  15. Nouskaa Neidot <b>Päivi Hirvonen</b>
  16. Gardin-Ahkku <b>Elin Kaven</b>
  17. 4. Des 1945 <b>Anna Maria Björnsdottir</b>
  18. Impilahti Hop <b>Subsonic Trio</b>
  19. <b>CD 2</b> (72:58):
  20. Silvurlin <b>Kata</b>
  21. Kaivos <b>Anne-Mari Kivimäki</b>
  22. Tähtineito <b>Vilma Timonen Quartet</b>
  23. Must Naine <b>Duo Malva & Priks</b>
  24. Turmio / Discrace <b>Okra Playground</b>
  25. Läkikodo <b>Mari Kalkun & Runorun</b>
  26. Tsimarik <b>Celenka</b>
  27. Spike On A Bike <b>Sarah-Jane Summers & Juhani Silvola</b>
  28. Erlkönig <b>Ilkka Heinonen Trio</b>
  29. Girl From Vancouver <b>Svavar Knutur</b>
  30. Metsakuningas <b>Estbel</b>
  31. Ei Meilläolehätää <b>Puhti</b>
  32. Elikvaedi <b>IKI</b>
  33. The Whale In The Stone / Inside The Birch Tree / Fállis <b>Vassvik</b>
  34. Kehtolaulu <b>Maija Kauhanen</b>
  35. Daniels Polska <b>Tuulikki Bartosik</b>
  36. Pyynegusse <b>Ontrei</b>

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Nordic Notes

  • Spieldauer

    142:55

  • Erscheinungsdatum

    17.11.2017

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