Zurück

Reviews

Various Artists: SAZ Power

Stil: Weltmusik zwischen Pop und Prog mit der Saz

Cover: Various Artists: SAZ Power

Es meldet sich wieder mit einer weiteren Zusammenstellung zum klangvollen Wort, das junge Label Ironhand Records.
Diesmal geht es nicht um ein Land oder einen besonderen Musiker, sondern ein ganz bestimmtes Instrument, das in unseren Breiten kaum bekannt ist, aber den Mittelpunkt in der Musik der 11 Stücke von 11 unterschiedlichen Bands aus aller Welt(musik) bildet: die Saz!

Unverkennbar zwischen Fischen, Blumen, einem wilden Hahn und sonstigen kunterbunten Motiven dargestellt, bildet diese Langhalslaute, die vom Balkan bis Afghanistan verbreitet und besonders beliebt in der türkischen, kurdischen, iranischen, armenischen, aserbaidschanischen und afghanischen Musik ist, das zentrale Klangspektrum in den Songs, die mal poppig, psychedelisch, rockig oder sehr traditionell ausgefallen sind. Eben echte <a href="https://www.youtube.com/watch?v=y1rPlQZXTGY" rel="nofollow">„SAZ Power“</a>, genauso wie es der Name dieser liebevoll aufgemachten LP verkündet.

Und da Rockmusik aus Anatolien in letzter Zeit immer mehr an Aufmerksamkeit gewinnt, ist dies zugleich auch mit der Verbreitung der in der Türkei als Nationalinstrument geltenden Saz verbunden, die allen Titeln des Albums, so abwechslungsreich sie auch zwischen Prog und Pop präsentiert werden, immer eine sehr angenehme weltmusikalische Note verleiht. Dabei besteht auch für die Saz wie für die Gitarre die Möglichkeit, sie akustisch oder elektrisch verstärkt zu spielen.

Die Idee zu dem Album entstand aus der Kooperation zwischen dem Musiker Keram Atay, der als ELEKTRO HAFIZ auch den dritten Song der LP-A-Seite beisteuert, und <a href="https://ironhandrecords.com" rel="nofollow">den beiden Ironhand-Labelinhabern</a>. Einer der beiden, Ercan Demirel, schrieb dazu: „Diesmal haben wir aus ganz Europa Bands zusammengetrommelt, bei denen das anatolische Instrument Saz im Vordergrund steht. Die Bands kommen aus Dänemark, Deutschland, Frankreich, Israel, Polen, der Türkei und spielen mal poppig, mal psychedelisch, mal rockig.“
So trifft auf „Saz Power“ traditionelle türkische Volksmusik auf anatolischen Rock und modernen Pop bis hin zu komplexen, internationalen Sounds, wobei eins der außergewöhnlichsten Stücke darauf der einzig deutschgesungene Song „Alle Menschen dieser Erde“ von Ozanata Canani ist, das tatsächlich unverkennbare Parallelen zu den Kraut-Elektronikern von KRAFTWERK herstellt.

Wunderschön ist auch der sich traditioneller Klänge bedienende Titel „Issiz“ von Cem Yildiz, der <a href="https://renk-magazin.de/erzincan-beats-auf-berliner-tanzflaechen/" rel="nofollow">in einem Interview</a> noch einmal betont, welch unglaublich wichtige Rolle diese spezielle Laute in seinem Breitengrad spielt: „Für Aleviten ist die Saz wichtig, jede Familie hat eine. Und wenn nicht jede Familie, dann auf jeden Fall jedes Dorf.“

Mal sehen, ob mit „SAZ Power“ nun auch die Saz das „Dorf Deutschland“ erobern kann? Ein starkes Instrument – und eine starke LP. In der Beziehung bleibt als FAZIT keine Frage offen.

PS: Und wo das Album von Saz-Freunden gekauft wird, ist ja eigentlich klar, <a href="https://www.hhv.de/shop/de/artikel/v-a-saz-power-587468" rel="nofollow">genau hier mit einem Klick</a> und nicht bei...

Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.05.2018

Tracklist

  1. <b>Seite A</b> (23:12):
  2. <b>Mldva & Cinar Timur</b> Gühl Ahmet (3:45)
  3. <b>Kaan Bosnak</b> Sen Benimsin Ben Seninim (8:41)
  4. <b>Elektro Hafiz</b> Lübodisko (3:38)
  5. <b>Yasak Helva</b> Silifke Zeybegi (3:32)
  6. <b>Baba Zula</b> Asiklarin Sözü Kalir – Ironhand Power Version (3:36)
  7. <b>Seite B</b> (23:01):
  8. <b>Boogie Balagan</b> Istanbul Mahnhabul (4:11)
  9. <b>Cem Yildiz</b> Issiz (4:10)
  10. <b>Hudna</b> Blue 9/8 (3:00)
  11. <b>Derya Yildirim & Grup Simsek</b> Ückiz Bir Ana (4:21)
  12. <b>Ozanata Canani</b> Alle Menschen dieser Erde (Grup Ses Remix) (2:50)
  13. <b>Duble Salih</b> Atim Arap (4:29)

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Ironhand Records

  • Spieldauer

    46:13

  • Erscheinungsdatum

    20.05.2018

© Musikreviews.de