Nun also zieht auch noch der pure Horror in das Haus der musikalischen Bärenfamilie ein!
Oder wie es das Label selber mit einem deutlichen Blick in Richtung Halloween ausdrückt: „Eine Zusammenstellung, die es in dieser Art noch nicht gab und die einem den Atem stocken lässt!“
Liebten wir nicht alle das „Thriller“-Video von MICHAEL JACKSON, der darin die Zombies aus ihren Gräbern auferstehen ließ und mit ihnen in wilden Tanzrhythmen die Apokalypse heraufbeschwor?
Volljährig musste man sein, wenn man das Video in seiner Long-Version sehen wollte – und dieser Quatsch verfolgt uns noch heute und machte uns damals als Jugendliche doch erst richtig geil auf das Video, das uns die obersten FSK18-Kontrolleure vorenthalten wollten. Noch dazu weckten sie so unsere Lust auf musikalischen Horror und natürlich auf Mr. Jackson. Und irgendwann glaubte man sogar, dass er – nur er – den Horror in die moderne Pop- und Rock-Musik eingeführt hätte.
Viel zu kurz gedacht, liebe Freunde des Musik-Grusels, denn schon seit den frühen 30er-Jahren hält der Horror mit dem „Zombie“ von GENE KARDOS & HIS ORCHESTRA Einzug in die Musik, lehrt den Musikfreund begeistert das Gruseln und wird uns nun mit dieser – wortwörtlich spannendsten – Song-Zusammenstellung von Bear Family Records (natürlich auch mit dem bereits erwähnten Titel aus dem Jahr 1934) präsentiert, die nicht nur unsere Ohren in pure Aufregung versetzen wird, sondern auch unsere Augen, denn die CD enthält zusätzlich ein 24seitiges Booklet, in dem jeder einzelne Musiker/Band samt Bild und der von ihm auf der CD enthaltene Song vorgestellt wird.
Noch dazu gibt es auf der CD vier Film-Trailer zu hören, zu denen im Booklet die Filmplakate abgedruckt sind.
Bereits der gruselige Album-Opener „Monster Gonzales“ von TOMMY BRUCE & THE BRUISERS aus dem Jahr 1966 zeigt uns eindrucksvoll, von wem sich FRANK ZANDER zu seinem „Ur-Ur-Enkel von Frankenstein“ hat inspirieren lassen. Und auch die weiteren 34 Nostalgie-Grusel-Klassiker lassen einem mit diesem „Horrorfilm des Sounds“ das Blut in den Adern gefrieren und bereiten mindestens zugleich genauso viel Freude, da alle Horror-Effekte nur aus unseren Boxen und nicht durch die fest verschlossenen Türen kommen – egal ob das einer der echt schaurigen Klangklassiker wie „Murder In The Graveyard“ (1982) von SCREAMIN‘ LORD SUTCH oder die extrem rare KAY STARR-Version des Bing-Crosby-Songs „The Headless Horseman“ sowie die seltenen Radio-Filmtrailer der 50er-Jahre zu verschiedenen Horror-Filmen sind.
Sogar die nur ganz kurzlebige High-School-Doo-Wop-Band THE POETS, aus welcher der großartige Jazz-Musiker ROY AYERS hervorging, hat es mit „Dead“ (1958) genauso auf den Sampler geschafft wie das brutale „Ghost Train“-Instrumental (1968) von THE SWANKS, das sich auflöste, nachdem zwei ihrer Bandmitglieder zur amerikanischen Armee eingezogen wurden. Rundum der pure Horror eben, bei dem sogar die Army ihre Hände mit im Spiel hat.
FAZIT: Der Einfallsreichtum von Bear Family Records präsentiert sich in punkto musikalischer Nostalgie-Horror grenzenlos. Ein schaurig-schönes, klangvolles Vergnügen der Spitzenklasse!
PS: Und wo das Album von Freunden des gepflegten Musik-Nostalgie-Horrors gekauft wird, ist ja eigentlich klar, <a href="https://www.bear-family.de/" rel="nofollow">genau hier mit einem Klick</a> und nicht bei...
Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.10.2018
Bear Family Records
76:45
21.09.2018