Die Dame mit dem schmissigen Künstlernamen Veronique de la Chanson gehört zu einem nicht mehr ganz so neuen Typus selbstbewusster Musikerinnen, die keine Kampf-Emanzen verkörpern müssen, um sich in einer immer noch vornehmlich von Männern geprägten Szene (von Pop bis Rock) zu behaupten. In diesem Fall haben wir es auch mitnichten mit einer Newcomerin zu tun, sondern mit einem langjährigen Mitglied der gefestigten Bands The Boonaraas und Orange Crush.
Unter dem Banner Veronique De La Chanson versucht Vero, bei der Klientel von Mia und Co. zu landen, indem sie leichtfüßigen Indie Rock mit Punk-Note und deutschen Texten verbindet. "Wolken Zucker Himmel" vermittelt seinem Titel entsprechend Euphorie, kehrt aber durchaus auch andere Seiten hervor, nicht zuletzt aufgrund der augenfälligen Einflüsse der Künstlerin sowohl aus dem Folk- bzw. Americana-Bereich als auch der sogenannten Neuen Deutschen Welle in den 1980ern.
Letztere werden in Form des klamaukhaften "Ich würde lieber ein Mädchen küssen" offenbar, wohingegen Nordamerika während 'Oh El Trash' grüßen lässt, einer leicht flower-powerigen Hymne mit Orgel. Speziell die teils aufwändigen Arrangements auf "Wolken Zucker Himmel" heben das Album positiv über den grauen Durchschnitt im gegenwärtigen Musikmilieu Deutschlands hinweg, wo es zwischen schlechtem Hip Hop und noch schlechterem Neo Soul anscheinend keine Alternativen gibt.
Ja, wir sprechen hier von radio-tauglichem Mainstream, und würde Veronique De La Chanson mit ihrem Material in ebendiesem landen, wäre ein erster Schritt getan, um die Lebensqualität von Gelegenheitshörern zu steigern. Man sollte sich schließlich nicht mit weniger zufrieden geben, als möglich ist.
Wer sich selbst ein Bild von diesem akustischen Mischsalat im besten Sinn machen möchte, dem legen wir die Reflexionen aufs Leben und Leiden von 'Auf der Rollbahn in den Irrsinn' sowie das krachige 'Dein Haarschnitt und deine Gitarre' ans Herz.
FAZIT: Starker Deutschrock bis -pop, angefangen bei den Texten bis zur bunten Musik - Veronique De La Chanson hätte es verdient, die vielen aalglatten Kunstprodukte und Dilettanten aus den hiesigen Charts verdrängen zu können.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.11.2018
New Lifeshark / Broken Silence
40:13
02.11.2018