„16 Colors“ ist der vierte Longplayer VETOs in zwölf Jahren. Zwischendurch veröffentlichte die dänische Band ergänzend Singles, EPs und zuletzt (wenig sinnig) eine Doppel-CD, die lediglich die letzten beiden EPs enthielt, die man locker auf eine Scheibe hätte brennen können. Jetzt also wieder die Rückkehr zum klassischen LP-Zeitformat von rund einer Dreiviertelstunde.
Sechzehn Farben: Das verweist auf die frühe Computerzeit, in der sechzehn Farbtöne reichen mussten, um ganze Spielwelten darzustellen. Ein wahrer Fortschritt zur vorherigen monochromen Darstellung, „aber immer noch eine begrenzte Palette“, wie Troels Abrahamsen feststellt. Diese Mixtur aus vorsichtiger Öffnung bei gleichzeitiger Grenzsetzung ist das beherrschende Thema von „16 Colors“.
Der eröffnende Titelsong wird geprägt von nervös tackernden, scharfen Synthesizern und gezielt polterndem Schlagzeug, bis Abrahamsens sonore Stimme einsetzt, die verdammt nahe an Scott Walkers ewiges Nachtflug-Organ herankommt. Ein gramgebeugter Crooner in der Indie-Disco. Exzessiv zelebriert auf „A Pit“, das mit Violine, farbtupfernder Gitarre und dem schmerzerfüllten Klagegesang unheimliche Tiefen erreicht. Hier besteht kaum noch Nähe zum LCD SOUNDSYSTEM, die man bei den synthielastigeren, von Elektronik dominierten Tracks durchaus verorten kann.
So arbeiten VETO auf faszinierende Weise ihr kleines Farbspektrum ab, mixen elektrifiziertes Gepolter mit düsterem Post-Punk („One Eye & Dying“, „Oh Center“, „The Take/The Pace“) auf innige Weise. Daneben übt sich die Band in der Kunst der Reduktion. „Excited“ besteht nur aus einsamen Keyboards und zögerlichen Vocals. Besonders gut gefällt, wenn sich die Musiker Zeit nehmen und dramatisch die Langsamkeit eines möglichen Verlusts zelebrieren („A Pit“, „I am Here“; mit fast schon twangender Gitarre bei „Square Shaped“).
FAZIT: „16 Colors“ ist ein Album voller „albträumerischer Kreationen“ (steht tatsächlich so im Infosheet). Stimmt aber. Mal vorwärtsdrängend, mal introspektiv beschwören VETO elektrische Schafe, die von Androiden geträumt werden. Und dann ist da noch diese Stimme…
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.02.2018
Jens Skov Thomsen
Troels Abrahamsen, Jens Skov Thomsen
David Krogh Andersen, Mark Lee
Mark Lee, Troels Abrahamsen
Mads Hasager
Reset 08 - G/A/S:The Orchard
45:22
23.02.2018