Nach dem hervorragenden „Jigsw Puzzles“ ist Pianist Volker Engelberth ein weiteres Mal mit seinem Quintett unterwegs und veröffentlicht mit „Prismatic Colours“ eine kleine Farbenlehre in Sachen Jazz. Und farbig ist das Album tatsächlich geworden. Bereits das Spiel der Akteure ist eine bunte Mischung aus fein ziselierten Soli und komplexem Teamwork, harmonisch, funktional und äußerst kreativ.
Obwohl das Album mit Engelberths Pianostück „Red“ sakral und getragen beginnt, ist er wieder kein Bandleader, der sich auf Teufel komm raus in den Vordergrund spielt, er überlässt seinen Mitstreitern viel Raum zum Agieren. Wie beim fast zehnminütigem Red-Orange, bei dem sich vor Engelberts quirligem Spiel die Bläser erst elegisch entfalten, ehe sich das Tempo steigert, während Arne Huber am Bass kräftige Tupfer unterlegt, und Silvio Morger gewohnt filigran und elegant seine Trommeln eher streichelt als schlägt. Dann tritt das Klavier in den Vordergrund und lässt das Rot-Orange fast zu einer Pastellfarbe werden, bevor die Bläser erneut einsetzen und das Stück mit satten Klängen endet.
So geht es behände weiter, „Orange“ wird geprägt vom vollmundigen Bass-Solo zu Beginn und gleitet mit verhaltenen Tastenklängen hinüber in einen Part mit eruptiven Bläsereinsätzen, bevor Sonnenuntergangsstimmung eintritt. Dieses Wechselspiel aus sanften Sequenzen und heftigeren Einlagen funktioniert ausgezeichnet und wird nicht überreizt. Am explosivsten kommt das verhältnismäßig grelle „Orange-Yellow“ daher, dessen scharfkantige Passagen aber die melodischen Finessen nicht überlagern. In gefährliche Schräglage tendieren die „Prismatic Colours“ per se nie, bei aller Komplexität bleibt die melodische Innigkeit jederzeit bestehen. Ganz prägnant beim verträumten „Yellow“, mit seiner gewandten Klavier-Saxophon-Konversation. Klingt fast schon blau. „Blue“ selbst greift das kontemplative „Red“-Intro gekonnt auf und entwickelt es zu einer eigenen, vom Blues getönten Farbgestaltung weiter. Das lebhafte „Purple“ leitet über zum Finale „Purple-Red“, bei dem abermals das Intro als passende Grundlage zum Abschluss eines runden und rundum gelungenen Albums dient.
FAZIT: „Prismatic Colours“ ist angelegt als dreiteilige Suite, in der sich Komposition und Improvisation ein buntes Stelldichein geben. Beides klappt bei Volker Engelberths hörbar gut aufgestelltem und eingespieltem Quintett exzellent. Musik, die lebt und atmet, in der Individualität und Gemeinschaftssinn eine elastische Verbindung eingehen. Jazz lebt - Engelberth und seine Band belegen dies erneut eindrucksvoll.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.06.2018
Arne Huber
Volker Engelberth
Silvio Morger
Bastian Stein (Trompete, Flügelhorn), Alexander ‚Sandi‘ Kuhn (Tenor-Saxophon)
UNIT Records
54:41
15.06.2018