Auf dem Cover zeichnet sich ab, dass es sich bei WALDGEIST eben nicht um eine gewollt mysteriös angehauchte Gruppe von Baumumarmern, Kitsch-Goten oder dergleichen Handelt. Wie sich herausstellt, handelt es sich um ein Trio, das im Metier "Liedermacher" (sollen manche ja für einen despektierlichen Begriff halten) so ziemlich genau das macht, wozu es Lust hat, und dabei keinen Cent auf Konventionen gibt.
Gleichwohl, "Hexenwerk" ist keine vertonte höhere Wissenschaft oder überhaupt irgendwie experimentell, sondern verbindet klassisches Songwriting, wie es an jedem Lagerfeuer funktionieren würden, mit kauzigem wie hörens- respektive lesenswerten Textgut, vorgetragen von einer ebenso eigensinnigen, aber liebenswürdigen Stimme, immer leicht schnoddrig und gegen den Strich gebürstet. WALDGEIST stellen etwa dem rauen Doppel aus 'SOS' und 'Krone' das versonnene 'Straßenköter' gegenüber, wohingegen das leicht ironische 'Klischee' auch als Bonus in einer Konzertversion zu bestaunen ist, die Lust auf einen Auftritt der drei Protagonisten weckt.
Micha, Maddin, Benno - so die Namen der Herren - erweisen sich mit dem getragenen 'Geschenk', der Großstadt-Reflexion 'Lebenskünstler' und beispielsweise auch 'Utopie', dessen Titel sich von selbst erklärt, als Denker ohne Dünkel oder gewollt intellektuellen Hauch. Man hängt ihnen an den Lippen, gleichzeitig da die sorgfältig und doch minimalistisch arrangierten Kompositionen an sich, also als allgemeingültige (Akustik-)Musik gefallen. Das können manche Singer-Songwriter mit prominenterem Profil nicht von ihrem Schaffen behaupten und ist eine Auszeichnung für WALDGEIST. Anchecken, wenn ihr noch klassische "Zuhörer" seid.
FAZIT: WALDGEIST sind exaltierte wie nahbare Liedermacher mit tollen Texte, teils introspektiv ('Edengarten', 'Schmuddelkind') und teils kosmopolitisch (das zarte 'Träumer' ist der definitive Anspieltipp), sowie verspielter Schlaggitarre vor dem Hintergrund minimalistischer wie zweckmäßiger Arrangements, bei denen man weder Herz noch Hirn vermisst. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/9fb3acfc52744efe813ba2002f9fa405" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.01.2018
Prosodia
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12.01.2018