Vor dem Hintergrund, dass WARDRUNA im Grunde schon immer eher ein Happening waren, statt klassische Alben mit Liedern zu veröffentlichen, ergibt es für Mainman Einar Selvik Sinn, einen Live-Mitschnitt herauszubringen, der das in den Mittelpunkt rückt, worauf es bei der norwegischen Formation eigentlich ankommt: die Intensität des Augenblicks, das nur schwer reproduzierbare Feeling einer Performance, die fester als bei herkömmlichen Bands an die jeweilige Umgebungssituation gekoppelt ist.
"Skald" kann deshalb auch nur eine Variante dessen sein, was der Multi-Instrumentalist und Dichter im Lauf der Jahre an minimalistischen Kompositionen angehäuft hat. Einmal mehr mit archaischen Instrumenten "bewaffnet" zeigt sich der Barde im wahrsten Sinn des Wortes quasi nackt, und Iver Sandøy hat die durchweg fragil zarten, aber dennoch dynamischen Stücke, wie beispielsweise das intensive <a href="https://www.youtube.com/watch?time_continue=1&v=8UPUPDo20nM" target="_blank" rel="nofollow">„Voluspá“</a>, mit sehr viel Feingefühl im heimischen Bergen aufgenommen und eingefangen.
So kommt es, dass man sich dem Künstler als Hörer ganz nahe fühlt. Das reduzierte Klangbild steht WARDRUNA mindestens genauso gut wie die oft dröhnende Opulenz, die sie im allgemeinen "Tagesgeschäft" zur Diskussion stellen. Wer Einars Solo-Auftritte und Lesungen kennt, kann sich vorstellen, was ihn auf "Skald" erwartet, und dachte vermutlich bereits zu einem früheren Zeitpunkt, die Stimmung bzw. das Material dieser Events müsse auf breiter Ebene zugänglich gemacht werden.
Selbst 'Sonatorrek', ein 16-minütiges Rezitativ nur für Solostimme, vermittelt den urigen Minimalismus der frühen Tenhi oder des ersten Byrdi-Albums. Laut Selvik wurde bei der Produktion nicht auf Perfektion abgezielt, aber unfertig wirkt absolut nichts auf "Skald"; es ist ein Erlebnis und Folk in einer so ursprünglichen Form, wie ihn nicht einmal die "normalen" WARDRUNA jederzeit darbieten.
FAZIT: "Skald" ähnelt einem klassischen Liedermacher-Album, bloß dass es aus dem skandinavischen Kulturkreis kommt und auf nordischer Mythologie gründet. Für seine Beschaffenheit gilt jedoch das Gleiche: Einar Selvik hat mit der Zeit viele Stücke geschrieben, die hervorragend am Lagerfeuer funktionieren würden, und auf dieser Scheibe bekommt man sie in gebündelter Form im Rahmen im Studio mitgeschnittener Stegreif-Aufführungen serviert. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/b4bd04f0bd0146d79387ce8ff2b75a78" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.11.2018
By Norse Music / Membran
50:04
23.11.2018