Na dann stoßen wir doch einfach einmal die Musiktür auf, welche uns durch den schlüssellochlosen Türknauf, den das Cover von „No Place Is Home“ des breit angelegten Alternativ-Sextetts aus Cleveland WELSHLY ARMS präsentiert, einlädt.
Sofort dürfen wir dabei rhythmisch hineintänzeln und unterliegen noch dazu dem Eindruck, dass sich irgendwo noch ein Hintertürchen zu einem Stadion verbergen muss, damit dort solch bombastische Balladen wie „Sanctuary“ oder ihr überraschender Super-Hit <a href="https://www.youtube.com/watch?v=Z2CZn966cUg" rel="nofollow">„Legendary“</a> zum Vortrag kommen können, während Zehntausende im Rhythmus und mit (Bitte! Bitte!) hochgehaltenen Feuerzeugen, statt ihren verpupsten Taschenlampen-Smartphones, sich zu den romantischen Rhythmen wie eine Welle in einer zarten Brise wiegen. Da passt es wirklich gut, dass WELSHLY ARMS im Juli gemeinsam mit den THIRTY SECONDS TO MARS auf große Amerika-Tour gehen – und natürlich auch solch einen Song wie „Sanctuary“ und das druckvolle <a href="https://www.youtube.com/watch?time_continue=4&v=10WyqoHA-d0" rel="nofollow">„Down The River“</a>, mit dem sie bereits bei Rock am Ring Begeisterungsstürme auslösten, spielen werden, bei denen gleich ein ganzer Gospel-Chor mitwirkt.
Aber auch <a href="https://youtu.be/RKH7Xt65e_w" rel="nofollow">„Indestructible“</a> ist so ein Song, der selbst ohne Gospel-Chor mit einer Hookline sofort als kleines Ohrwürmchen in den Gehörgang krabbelt und das man dort partout nicht wieder herausbekommt, weil es die Zeiten aufleben lässt, in denen mit viel Gefühl und noch mehr Leidenschaft Musik sich auf die Suche nach einer faszinierenden Melodie begab, ohne dabei den Computer anwerfen und altbekannte Melodien klauen zu müssen und zu dem der mit einer außergewöhnlichen und zugleich charismatischen, ein wenig an COLDPLAY erinnernden, Stimme ausgestattete Sänger Sam Getz feststellt: „Der Song ist ein großer Spaß. Wir wollen den Leuten etwas geben, wozu sie sich bewegen können. Alles begann deshalb mit einem Gefühl, nicht mit Akkorden. Inhaltlich dreht es sich um eine Frau, die zu stark für dich ist. Du hast es enorm schwer, mit ihr irgendwas ans Laufen zu bringen, weil sie so unzerstörbar ist.“
In den schönsten Momenten des Albums kommen sogar Erinnerungen an THE TEMPTATIONS oder JIMI HENDRIX auf, die zugleich eine enorme Vorbildwirkung für die jungen Cleveland-Rocker haben, die sich nach einem Sketch, welcher im Hotel „Welshly Arms“ spielt, aus der amerikanischen Comedy-Show „Saturday Night Live“ benannten.
Mit Komödie oder witziger Effekthascherei hat die Musik auf „No Place Is Home“ allerdings gar nichts zu tun. Vielmehr sind es die kleinen und großen Probleme, die einem in zwischenmenschlichen Beziehungen oder der Politik immer wieder bitter aufstoßen. So bemerkt Sänger Sam Getz beispielsweise zur neuen Single „Sanctuary“: „Wir haben den Song in einer Zeit geschrieben, in der alles, was in den Medien und in der Politik geschah, so dunkel wirkte und völlig außer Kontrolle. 'Sanctuary' ist eine Erinnerung daran, dass es immer Hoffnung gibt, auch wenn die Welt zu zerfallen scheint.“
Dann wird als FAZIT sicher auch die Hoffnung von WELSHLY ARMS, dass sie eine ganz große Nummer im so unerbittlichen Rock-Business bleiben und noch mehr werden können, wenn sie die Tür mit dem geheimnisvollen Türknauf, der das Cover ihres aktuellen Albums ziert, aufstoßen, nach „No Place Is Home“ am Ende nicht enttäuscht werden.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.05.2018
Jimmy Weaver
Sam Getz, Jimmy Weaver, Brett Lindemann, Jon Bryant, Bri Bryant
Sam Getz
Brett Lindemann
Mickey Gould
Vertigo/Universal
50:20
25.05.2018