Sagenhaft, diese Kombination nur auf den ersten Blick miteinander unvereinbarer Stile: WHISKEY SHIVERS vermischen den Bluegrass und Country ihrer Heimat Tennessee mit einer Prise Punk und umso mehr Pop-Appeal, zeichnen sich aber vor allen Dingen durch eine beispiellose Spielfreude aus. Diese überträgt sich selbst dann auf dich, wenn du mit der Szene, welcher die Gruppe entstammt, nicht viel anfangen kannst.
An den beiden extremen Enden des Stimmungsspektrums von WHISKEY SHIVERS stehen das punkige Geschoss 'No Pity In The Rose City' und das sehnsüchtige 'Long Gone'; dazwischen sorgen Ohrwürmer wie 'Reckless' oder 'Red Rocking Chair' (einschlägige bekannt aus dem Bluegrass-Songbook) für eine energiereiche wie unbeschwerte Atmosphäre, in der man zumindest als Europäer lieber eine Dose Bier auf Holzfäller-Art zischen würde, statt gemütlich Jack Daniel's zu trinken.
Verstärkt wird der frohgemute Eindruck von zahlreichen Querverweisen, sei es mit dem kleinen Instrumental-Kunstwerk 'Angelina Baker', das auf dem gleichnamigen Traditional beruht (interpretiert u.a. auch von der Folk-Kapelle Christy Minstrels) oder einem Cover von 'Friday I'm In Love', mit dem sich The Cure zu Beginn der 1990 bei der Gothic-Basis in Verruf gebracht haben. Dieser Track scheint wie auf WHISKEY SHIVERS zugeschnitten zu sein, wohingegen das abschließende 'True Love (Will Find You In The End)' einen Kniefall vor Daniel Johnston darstellt.
Die Eigenkompositionen der Band werden ebenso außerordentlich virtuos dargeboten wie das fremde Material, weshalb "Some Part Of Something" wie aus dem berühmten einen Guss klingt!
FAZIT: Mit ihrem Fiddle-und-Banjo-Speed-"Rock" liegen WHISKEY SHIVERS nicht nur diesen Sommer weit vorn, wenn es um Party-Mucke mit handwerklichem Anspruch geht. Die Herren variieren ihre Musiziergeschwindigkeit weit genug, um nicht zu überfordern, und decken in ihrer launischen Art eine breite Emotionspalette ab, die eine stilistische Einordnung an und für sich bedeutungslos macht. Hören und mitreißen lassen.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.07.2018
Devil Duck / Indigo
45:22
06.07.2018